Lamartine

[692] Lamartine (Alphonse de), eigentlich de Prat, ein lebender ausgezeichneter franz. Dichter, wurde 1792 zu Macon geboren. Er war den revolutionnairen Gesinnungen seiner Zeit von Jugend auf abhold und trat daher nur während der kurzen Zeit der ersten Rückkehr der Bourbons in Staatsdienste. Die königl. Leibwache, in welcher L. eingetreten war, wurde bei Napoleon's Rückkehr aufgelöst. Seit 1820 war er Gesandtschaftssecretair erst in Neapel, dann in London, zuletzt in Florenz, wo ihm eine Stelle in seinen Gedichten einen Zweikampf zuzog. Nachdem er den Staatsdienst abermals verlassen, lebte er abwechselnd in Paris und auf seinem Schlosse Pierrepoint, wurde 1829 Mitglied der franz. Akademie und trat nach der Juliusrevolution als Deputirter in die Kammer, wo er zur Opposition gehörte. Nach einer 1832 unternommenen großen Reise nach Konstantinopel, Syrien und Ägypten wurde er 1834 zum Director der Akademie gewählt. Seine Gedichte zeichnen sich durch hohe Vollendung in der Form, edle Sprache und religiös ernste Gesinnung aus. Seine 1820 zu Paris erschienene »Méditations poetiques« (deutsch von Schaub, Gmünd 1823) begründeten seinen Ruf. Eine mit Kupfern gezierte Ausgabe seiner Werke erschien zu Paris seit 1836 in wöchentlichen Lieferungen. Gust. Schwab lieferte (Stuttg. 1826) eine vortreffliche Übersetzung seiner auserlesenen Gedichte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 692.
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