Leopold I. [2]

[732] Leopold I., Fürst von Anhalt-Dessau 1727–1747, und preuß. sowie Reichs-Feldmarschall, noch jetzt vom Volke gefeiert unter dem Namen des alte Dessauers, wurde 1676 geboren und äußerte schon in früher Jugend eine große Vorliebe für den Kriegerstand. Er machte in preuß. Militairdiensten 1696 seinen ersten Feldzug und zeichnete sich in der Folge bei mehren Gelegenheiten durch Feldherrntalent und persönliche Tapferkeit so vortheilhaft aus, daß er 1712 zum Generalfeldmarschall und geheimen Kriegsrath ernannt wurde, und der fast tägliche Gesellschafter des Königs Friedrich Wilhelm I. ward. Auch Friedrich II. schenkte dem Fürsten volles Zutrauen, und dieser wurde eine seiner bedeutendsten Stützen in den schles. Kriegen, wie er denn namentlich die Schlacht bei Kesselsdorf 1744 glorreich gewann. In den Friedenszeiten war L. thätig für die Wohlfahrt seines Landes besorgt. Er war mit Anna Föhsin, der Tochter eines Apothekers in Dessau, verehelicht und [732] liebte dieselbe zärtlich. Sie war 1701 in den Reichsfürstenstand erhoben worden und gebar ihrem Gemahl neun Kinder, welche als gesetzmäßig und erbfähig anerkannt wurden. Das rauhe Kriegerleben, der stete Umgang mit Soldaten hatte L.'s Charakter den Anschein der Roheit und des Despotismus gegeben; doch besaß er eine große Herzensgüte und Bravheit, daher ihm auch seine Unterthanen wie seine Krieger mit großer Liebe zugethan waren.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 732-733.
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