Lohenstein

[759] Lohenstein (Dan. Casp. von), ein in der Literaturgeschichte bekannter deutscher Dichter, der talentvollere Nachfolger Hoffmannswaldau's, des Gründers der zweiten schles. Dichterschule, geboren zu Nimptsch 1635, besuchte das Gymnasium zu Breslau, studirte seit 1650 zu Leipzig und Tübingen die Rechte und machte dann eine Reise durch Deutschland, die Schweiz, die Niederlande und Holland. Hierauf wurde er 1666 fürstl. öls'scher Regierungsrath, dann kaiserl. Rath und nachher Syndicus zu Breslau und starb 1683. Funfzehn Jahre alt schrieb er schon drei Trauerspiele. Voll Geist, Gelehrsamkeit und sittlichen Ernst, verlor er sich doch, durch Mangel an Kritik und Geschmack, in falsche Richtungen, indem ihn sein Streben, durch Erhabenheit seine Vorgänger, Hoffmannswaldau und einige ital. Muster, zu überbieten, zu Übertreibung und Schwulst führte. Bald fand er Nachahmer, in denen seine Fehler noch gesteigert sich zeigten und die man nach ihm Lohensteinianer benennt. Durch geschmacklosen Wortschwall und unnatürliche Bilder zeichnen sich seine Trauerspiele noch vor seinen lyrischen Gedichten aus; sie erschienen unter dem Titel: »Trauerspiele und Lustgedichte«. Merkwürdig ist jedoch in der Geschichte der Literatur sein Heldenroman »Arminius und Thusnelda« (2 Bde., Lpz. 1689, 4.; verm. Aufl., Lpz. 1731), über welchem er starb und welcher theils von seinem Bruder, theils vom Prediger Wagner zu Leipzig fortgesetzt wurde. Denn obgleich auch dieser die gerügten Fehler an sich trägt, so ist er doch wichtig als das Beste, was die deutsche Poesie in der letzten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu leisten vermochte; meisterhafte Schilderungen, erhabene Gedanken und in Einzelnem kräftiger Ausdruck sind ihm nicht abzusprechen, wie denn überhaupt L. eine reiche, feurige Einbildungskraft und poetische Erfindungsgabe an den Tag legt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 759.
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