Lohenstein

[664] Lohenstein, Daniel Kasper von, eins der Häupter der sogen. zweiten schlesischen Dichterschule, geb. 25. Jan. 1635 zu Nimptsch in Schlesien, gest. 28. April 1683 in Breslau, war der Sohn Johann Kaspers, der 1670 mit dem Beinamen von Lohenstein in den Adelstand erhoben wurde. L. besuchte das Magdalenengymnasium in Breslau, studierte seit 1652 in Leipzig und Tübingen die Rechte, machte dann Reisen und vermählte sich nach seiner Rückkehr nach Breslau 1657 mit einer reichen Erbin. Er war zuletzt kaiserlicher Rat und Syndikus der Stadt Breslau. An poetischen Arbeiten, die er als Nebenbeschäftigung trieb, haben wir von ihm lyrische Gedichte (»Blumen« betitelt), sechs Tragödien und den großen heroischen Roman »Großmütiger Feldherr Arminius, oder Hermann nebst seiner durchlauchtigsten Thusnelda etc.« (Leipz. 1689–90). Dies kolossale Werk (es enthält in zwei Quartanten 3076 zweispaltige Seiten und ist noch unvollendet) galt für einen der besten heroisch-galanten Romane, namentlich wegen der darin enthaltenen »Realien und Sententien«, die auch besonders herausgegeben wurden (von Männling, Stargard 1708), und es zeugt, bei aller Geschmacklosigkeit, doch von einem reichgebildeten Geist und bemerkenswerter Erfindungsgabe. Dagegen sind Lohensteins Gedichte wertlos. Seine TragödienIbrahim Bassa«, »Agrippina«, »Ibrahim Sultan«, »Epicharis«, »Kleopatra«, »Sophonisbe«) sind roh, reich an bestialischen Szenen, dabei in der Diktion voll jenes unerträglichen Schwulstes, der noch heute unter Lohensteins Namen sprichwörtlich ist. »Schwerlastende« Worte zu häufen, war ihm Lieblingsgewohnheit, und bei der Ausmalung unsittlicher und grausamer Szenen verweilte er mit besonderm Behagen, wiewohl auch er, wie Hofmannswaldau, im Leben als ein nüchterner, ehrbar wandelnder Mann sich darstellte. Gesammelt erschienen seine »Trauer- und Lustgedichte« (Bresl. 1680 u. ö., Leipz. 1732), in Auswahl von Bobertag (in Kürschners »Deutscher Nationalliteratur«, Bd. 36). Vgl. Passow, D. K. v. L., seine Trauerspiele und seine Sprache (Meining. 1852); Kerckhoffs, K. v. Lohensteins Trauerspiele (Paderb. 1877); Konrad Müller, Beiträge zum Leben und Dichten Dan. Kaspers v. L. (Bresl. 1882).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 664.
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