Lohengrin

[663] Lohengrin, der Hauptheld eines mittelhochdeutschen Gedichts aus dem Ende des 13. Jahrh., ist der Sohn Parzivals, einer der Pfleger des heiligen Grals, kommt, von König Artur abgesandt, auf einem von einem Schwan gezogenen Fahrzeug der bedrängten Herzogstochter von Brabant, Elsa (Elsam), zu Hilfe, kämpft für sie zu Mainz in Gegenwart des Kaisers Heinrich gegen ihren Feind Telramund, besiegt seinen Gegner und heiratet Elsa, worauf er den Kaiser auf seinem Kriegszug gegen die Ungarn begleitet und für den Papst gegen die Sarazenen kämpft. Als er nach Köln zurückgekehrt, fragt Elsa wider sein Verbot ihn um seine Herkunft; vergebens verweigert er zweimal die Antwort; als sie zum drittenmal fragt, erklärt er sich, kehrt aber zugleich mit dem Schwan zum Gral heim. Das Gedicht rührt, nach Elster, von zwei Verfassern her, deren erster, ein thüringischer Fahrender, die ersten 66 Strophen, und deren zweiter, ein bayrischer Ministeriale, die größere Schlußpartie verfaßte Beide weichen in Stil, Auffassung und Dialekt stark voneinander ab. Das Werk knüpft an den Schluß von Wolframs »Parzival« an, bei dem der Held Loherangrîn, d.h. Garin le Loherain (der Lothringer), heißt, und hat die dort kurz angedeuteten Schicksale unter Benutzung der sogen. Repgowischen Chronik breit ausgesponnen. Später (im 15. Jahrh.) wurde es noch durch Zusätze erweitert und unter dem Namen Lorengel gründlich umgearbeitet (hrsg. von Steinmeyer in Haupts »Zeitschrift für deutsches Altertum«, Bd. 15). Richard Wagner hat den Stoff zu einer Oper benutzt. Herausgegeben wurde die Lohengrindichtung zuerst von Glöckle (mit Einleitung von Görres, Heidelberg 1813), besser, aber auch noch mangelhaft, von Rückert (Quedlinb. 1857). Vgl. Elster, Beiträge zur Kritik des L. (Halle 1884); Panzer, Lohengrinstudien (das. 1894), und über die historischen Anknüpfungen: Sybel, Geschichte des ersten Kreuzzugs (2. Aufl., Leipz. 1881).[663]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 663-664.
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