Manutius

[47] Manutĭus oder ital. Manuzio ist der Name dreier durch Gelehrsamkeit und große Verdienste um die Buchdruckerkunst ausgezeichneter Männer, zusammen die Manucci genannt, welche im 15. und 16. Jahrh. zur Zeit des Wiedererwachens der Wissenschaften sich durch Herausgabe eigner und fremder Schriften, vornehmlich aber einer Reihe trefflicher Ausgaben griech. und röm. Classiker berühmt gemacht haben. Aldus Pius Manutius Romanus, auch Aldus der Ältere, geb. 1446 zu Bassano, 1516 zu Venedig ermordet, gründete daselbst 1488 eine der ersten Buchdruckereien, die Aldinische genannt, daher die daraus hervorgegangenen Drucke Aldinen heißen, und die Buchdruckerkunst verdankt ihm unter manchen Verbesserungen die Abschaffung der bis dahin gebräuchlichen Mönchsschrift, die Einführung der Antiqua (s.d.) und Cursiv, sowie des Kolon und Semikolon. Er wollte übrigens nicht blos schöne und correcte Drucke, sondern auch gute Texte der alten Schriftsteller liefern und zog darüber viele andere Gelehrte zu Rathe. In ähnlicher Weise wirkte sein Sohn Paulus M., geb. 1512 zu Venedig, ein berühmter Kenner der lat. Sprache, nachdem er seit 1533 die väterliche Druckerei übernommen, und starb 1574 zu Rom, wo er schon vorher der apostolischen Druckerei beim Drucke der Schriften der Kirchenväter vorgestanden hatte. Sein Sohn, Aldus M. der Jüngere, geb. 1547, schrieb bereits im 14. Jahre über lat. Rechtschreibung und später lehrte er die alten Sprächen zu Venedig, Bologna, Pisa und Rom, sah sich aber genöthigt, die Druckerei, sowie die berühmte Bibliothek seiner Vorfahren zu verkaufen und starb 1597 in beschränkten Verhältnissen zu Rom.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 47-48.
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