Molé

[169] Molé (Louis Mathieu, Graf von), geb. 1780, Pair von Frankreich und Ministerpräsident, ein Sohn des 1794 guillotinirten pariser Parlamentspräsidenten Mathieu François M., begann 1806 seine Laufbahn als Staatsdiener unter Napoleons Regierung, dessen besondere Zufriedenheit ihm ein Bericht über den Zustand der Juden in Frankreich zuwendete. Im J. 1808 ward M. zum Präfecten von Dijon, 1809 zum Mitgliede des kaiserl. Staatsraths und Generaldirector der Landstraßen und Brücken befördert, wurde 1813 Justizminister und nachher Siegelbewahrer. Als solcher ging er mit der Kaiserin Marie Luise (s.d.) nach Blois, ward aber dessenungeachtet unter Ludwig XVIII. Municipalrath von Paris. Nach der Rückkehr Napoleon's ließ er sich nicht zur Annahme eines Amtes bewegen, trat aber nach zweiter Wiederherstellung der Bourbons in seine frühern Würden eines Staatsraths und Generaldirectors der Landstraßen und Brücken wieder ein, wurde 1815 zum Pair und 1817 zum Seeminister ernannt. Nach Beendigung dieser Stellung erwies sich M. seit 1822 in den Verhandlungen der Deputirtenkammer als Mitglied der Opposition als ausgezeichneter Redner, blieb aber auch seitdem ohne Anstellung. In Folge der Juliusrevolution verwaltete M. vom 11. Aug. bis 1. Nov. 1830 das Ministerium des Auswärtigen, gehörte seitdem zu den treuesten Anhängern des neuen Regentenhauses und bekleidet seit dem 6. Sept. 1836 die Würde eines Ministerpräsidenten und Ministers der auswärtigen Angelegenheiten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 169.
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