Obscur

[320] Obscur, d.h. dunkel, finster, unklar, wird ein Schriftsteller oder Redner im Allgemeinen oder nur in Bezug auf Stellen seiner Schriften und Vorträge genannt, wenn sich daraus nicht deutlich ergibt, was er dabei verstanden wissen will; im gemeinen Leben versteht man unter einem obscuren Menschen oder Autor aber auch häufig blos einen unbekannten. – Obscuranten, Finsterlinge und Dunkelmänner nennt man die geflissentlichen Gegner der Aufklärung und ihr Bestreben, Andere in Aberglauben und Dummheit zu erhalten und das Aufkommen klarer, deutlicher und richtiger Begriffe über religiöse, politische und natürliche Dinge zu verhindern, den Obscurantismus. Dies Bestreben geht theils aus jener Beschränktheit hervor, welche, aller geistigen Selbständigkeit entbehrend, sich nur im Dunkeln gefällt und deren geistiges Auge zu blöde geworden ist das Licht zu ertragen, theils ist es Folge der Meinung, es sei der Menge nicht zuträglich, zu klaren und deutlichen Begriffen über jene Dinge zu gelangen, theils der Besorgniß der Herrsch- und Gewinnsüchtigen, ihre Vorrechte dadurch beeinträchtigt zu sehen. In früherer Zeit beförderte hauptsächlich die Geistlichkeit aus solchen unlautern Gründen den Obscurantismus in religiösen Dingen, in neuerer Zeit aber hat der politische Obscurantismus manche Begünstiger in den höhern Ständen gefunden, welche aus gleichen Ursachen nicht wünschen, daß die übrigen Classen der Staatsbürger hinsichtlich ihrer Rechte aufgeklärt werden und die deshalb auch mitunter die Gönner der religiösen Obscuranten geworden sind.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 320.
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