Pergament

[442] Pergăment heißt nach Art der Weißgerberei, also ohne Lohe gahr gemachtes und nachher durch eigenthümliche Behandlung für die verschiedenen Gebrauchszwecke mehr und weniger glatt und steif hergestelltes Leder, das zu Schreibmaterial für wichtige Urkunden, zum Bemalen, zu Schreibtafeln, Büchereinbänden, Pauken- und Trommelfellen verwendet wird. Auf Thierhäute geschrieben wurde schon sehr früh, die Bearbeitung der dazu bestimmten Häute aber scheint später in der Stadt Pergamus im heutigen Natolien (s.d.) besonders vervollkommnet und eifrig betrieben worden zu sein, sodaß man Erfindung und Namen des Pergaments, welches lange Zeit die Stelle des später erfundenen Papiers vertrat, zuweilen von derselben herleitet. Gegenwärtig wird es hauptsächlich von Kalb-, Schaf-, Ziegen-, Schweins- und Eselsfellen verfertigt, welche nach erfolgter Abhaarung und Reinigung auf der Fleischseite, auf dem Schabebaume möglichst gleichmäßig ausgestrichen, dann in Rahmen gespannt, von allen faserigen Unebenheiten vollends gesäubert, durch Behandlung mit Kreide und Bimsstein vollends glatt gemacht und endlich getrocknet werden. Das feinste, sogenannte Jungfernpergament wird aus den Fellen der ungeborenen Schaf- und Ziegenlämmer bereitet; aus Kalbfellen verfertigt man das zu Büchereinbänden (was aber auch Schweins- und Eselsfelle liefern) und größtentheils das zu den Schreibtafeln, welches auf beiden Seiten einen mehrmaligen Anstrich von Kreide erhält und zuletzt mit Seifenwasser oder mit Leinöl überzogen wird. Von letzterm wird es gelb und heißt dann Öl- oder Rechenhaut und auf diesem können die Bleistiftzüge mit Wasser, von jenem aber müssen sie mit Bimsstein, Talg oder Seifenwasser verlöscht werden. Das schönste Pergament von Kalbfellen zum Gebrauch der Zeichner und Maler heißt Velin. Von Ziegenhäuten wird das zu Paukenfellen bereitet; auch färbt man das Pergament roth, blau und grün und verfertigt endlich unechtes zu Schreibtafeln, indem man starkes Papier oder dünne Leinwand auf beiden Seiten mit einem Brei aus Kreide oder Gyps, Bleiweiß und Leimwasser überzieht, trocknet und glättet und dann mit einem geeigneten Ölfirniß überstreicht.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 442.
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