Reproduction

[677] Reproduction, d.h. Wiederhervorbringung, wird vorzugsweise die Herstellung verletzter oder verlorener Theile organischer Körper genannt, wie z.B. das Nachwachsen der Federn, Haare, Nägel und ganzer Gliedmaßen des thierischen Körpers, wofür besonders die niedern Thierclassen eine ausgezeichnete Ergänzungskraft (Reproductionsvermögen) besitzen, wie z.B. zerschnittene Regenwürmer sich zu vollständigen ausbilden und dem Wassermolch verlorene Glieder wiederholt nachwachsen. (S. Molch.) Den höhern Thierclassen ist jene herstellende und wieder ergänzende Kraft weit weniger eigen, und verlorene Glieder werden nie wieder erzeugt, einigermaßen zusammengesetzte Organe aber, wie Nerven, Knochen, Arterien, wenn sie theilweise verloren gingen, nur mangelhaft ersetzt. In der entstandenen Lücke erzeugt sich nämlich eine der zerstörten ähnliche und ähnlich wirkende Masse, ohne ihr jedoch völlig gleich zu werden, und es bleibt daher immer eine Spur der vorhanden gewesenen Verletzung zurück. Ist diese äußerlich sichtbar, so bildet sie eine Narbe; vollkommen stellt sich nur das Zellgewebe und Oberhäutchen der Haut (s.d.) her, sodaß an dieser jede Spur einer dagewesenen Verletzung verschwindet. Es findet aber auch an und im lebenden organischen Körper noch eine fortwährende Reproduction statt, indem von demselben beständig eine Masse von Stoffen ausgeschieden, gleichzeitig aber von einer andern Seite das Verlorene wieder ersetzt wird, wodurch der Verbrauchung des Körpers vorgebeugt ist, so lange jene Ergänzung vollständig erfolgt. Diese hängt nahe mit der Ernährung des Körpers zusammen und schließt die Vorgänge der Verdauung, der Aufsaugung, Ab- und Aussonderung in ihren Bereich mit ein, deren vereinigte Wirkung den Körper in seiner ihm zuträglichen Mischung erhält. Es bildet daher die Reproduction mit der Reizbarkeit (s.d.) und der Nerventhätigkeit oder Sensibilität, die drei dem gesunden Bestehen des lebenden thierischen Körpers zum Grunde liegenden Thätigkeiten, die natürlich auch unter sich in angemessener Wechselwirkung stehen und sich unterstützen; darum aber werden auch von den Störungen der einen die andern immer mehr und minder mit betroffen.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 677.
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