Royalismus

[758] Royalismus wird die Vorliebe für das Königthum oder eigentlich für die erbliche Monarchie mit unumschränkter Gewalt genannt, im Gegensatze zu der Ansicht, welche für die beschränkte (constitutionnelle) Monarchie oder für die Republik sich ausspricht. Royalisten sind daher Anhänger des Königthums, und in Frankreich versteht man unter diesem politischen Parteinamen vorzugsweise die Anhänger der ältern, 1830 abermals vertriebenen Linie der Bourbons. Indessen muß auch wieder zwischen wahren Royalisten, welche bei aller Anhänglichkeit an die monarchische Regierungsform weder vernünftigen Verbesserungen noch wider den Misbrauch derselben sichernden Bürgschaften entgegen sind, und zwischen falschen und überspannten Royalisten (Ultraroyalisten) unterschieden werden, welche die Vertheidigung monarchischer Regierungsformen blos zum Deckmantel brauchen, um sich unter dem Vorwande, das Bestehende zu erhalten, bisher auf Kosten anderer Staatsangehöriger unbillig genossene Vortheile zu bewahren und neue zu erwerben. Beschränkungen der monarchischen Rechte sind diesem falschen Royalismus keineswegs fremd, allein er verlangt sie nicht zum Besten allgemeiner Rechtssicherheit, sondern zu Gunsten bevorzugter Stände und Körperschaften.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 758.
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