Scarron

[53] Scarron (Paul), ein burlesker Dichter der Franzosen, wurde 1610 zu Grenoble geboren, lebte in seiner Jugend ziemlich leichtfertig und war nach einer zweijährigen Reise durch Italien froh, ein Kanonikat zu erhalten. Da diese Stellung nicht unbedingt foderte, daß er Geistlicher sei, so führte er sein voriges Leben bis 1638 fort, wo er durch eine heftige Erkältung den Gebrauch seiner Glieder für immer verlor. Durch die fortwährenden körperlichen Leiden büßte er jedoch so wenig die Munterkeit seines Geistes ein, daß er nun als komischer und satirischer Dichter auftrat. Als solcher schrieb er das komische Gedicht »Typhon« und travestirte die »Aneis« des Virgil (s.d.), schrieb eine Satire auf den Cardinalminister Mazarin »Mazarinade«, den »Komischen Roman« (deutsch, 3 Bde., Reval 1782), wodurch er sich besonders um die Ausbildung der franz. Sprache Verdienste erwarb, und mehre andere Schriften satirischen Inhalts. Trotz seiner Verkrüppelung und steten Körperleiden verheirathete er sich 1657 mit dem armen Fräulein d'Aubigné, der später so berühmten Madame Maintenon (s.d.). Da er mehr ausgab als einnahm und also das Honorar für seine Schriften nicht zureichte, so gerieth er auf den Einfall, Lastträger zu besolden, die stets an bestimmten Orten standen, und verschaffte sich dadurch eine Einnahme von jährlich 6000 Livres. Noch auf dem Sterbebette scherzend und lachend, starb er 1660. Seine Werke kamen vollständig in Paris (10 Bde., 1739) heraus.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 53.
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