Sinai

Sinai

[196] Sinai, die Wüste und der heilige Berg im steinigten Arabien, wohin Moses die Israeliten auf ihrem Zuge aus Ägypten führte und wo er ihnen das göttliche Gesetz verkündigte.

Er liegt zwischen zwei vom rothen Meere gebildeten Buchten auf einer Halbinsel inmitten eines von schroffen Thälern durchschnittenen und umschlossenen Gebirges, dessen höchsten Punkt er bildet. In ziemlicher Höhe theilt er sich in zwei Spitzen, von welchen die östl. und kleinere der Berg Horeb heißt; dazwischen in einem Thale befindet sich das hier abgebildete Katharinenkloster vom Berge Sinai, das von griech. Mönchen bewohnt wird und von welchem 3000 steile, über einen Fuß hohe Stufen auf die Spitze des Sinai führen. Die Höhe dieser Berge wird über 8000 F. angegeben. Welcher von beiden der Gesetzgebungsberg gewesen sei, ist ungewiß. Unsern von einer der Verklärung Christi, fälschlich der h. Katharina, die sich in ihr angeblich beerdigt befindet, geweihten Kapelle am Sinai rieselt ein frischer, klarer Quell und dort zeigt man den Fels, aus welchem Moses das Wasser schlug. Das ganze Gebirge zeichnet sich durch üppige Fruchtbarkeit aus; an den Seiten der Berge sind zum Theil die trefflichsten Weideplätze und in den Thälern wachsen Öl- und Obstbäume, weshalb auch die Beduinenaraber, wenn die niedrigen Gegenden ausgetrocknet sind, in dasselbe ihre Zuflucht nehmen. Gemäß der [196] Verherrlichung durch die mosaische Gesetzgebung ist der Sinai noch bei spätern Dichtern im A. T. die altgeweihte Stätte, von welcher Jehova, wenn er in seiner Herrlichkeit erscheint, ausgeht; und die Rabbinen machen ihn in den talmudischen Sagen zum Sitze der göttlichen Weisheit, indem sie lehren, daß nicht allein alle Propheten, sondern auch alle Weisen, welche in den Geschlechtern auferstanden, ihre Lehren vom Sinai erhalten haben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 196-197.
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