Katharina

[581] Katharīna, die heilige, von Siena, hieß eigentlich Kath. Benincasa und war die Tochter eines Färbers, geb. 1347. Schon als Kind legte sie sich schwere Büßungen auf, indem sie nichts als Brot und Kräuter genoß, und bereits im achten Jahre ewige Keuschheit gelobte. Als sie Jungfrau geworden war, wollten sie ihre Ältern verheirathen; aber K. widerstrebte ihrem Vorhaben, und trug schweigsam jede ihr deshalb zugefügte Kränkung. Von ihrem 20. Jahre an aß sie auch kein Brot mehr, sondern nichts als rohe Wurzeln und Früchte, und trat darauf in den Orden der Dominicaner, wo sie sich zur vollendeten Heiligen ihrer Zeit bildete. Um den Himmel zu gewinnen, schwärmte sie für den Schmerz der Erde, unterwarf sich täglich harten Büßungen, trug eine schwere Kette um den Leib und redete drei Jahre hindurch, außer in der Beichte, kein Wort. Doch wird ihr auch die rücksichtsvollste Sorgfalt gegen Arme und Kranke und eine Macht selbst über die Herzen der verstocktesten Sünder nachgerühmt. Der Preis eines so heiligen Lebens war, daß sie in die innigste Gemeinschaft mit Christus kam, der sich förmlich mit ihr verlobte, sie mit Verklärten in ihrer Zelle besuchte, ihr Blut aus seiner Seite zu trinken gegeben, und unter andern auch seine fünf Wundenmale ihrem Körper eingedrückt haben soll. So war K. noch in den Banden des Leibes eine schwärmende Verklärte geworden und bei ihren Zeitgenossen zu allgemeinem Ansehen gekommen, das so groß war, daß Papst Gregor XI. auf ihr Geheiß von Avignon nach Rom zurück, kehrte, und die große Kirchenspaltung aufhörte. Urban VI. rief sie 1378 nach Rom, wo sie 1380 starb und wo ihr Leichnam sogleich eine Menge Wunder wirkte. Der Papst Pius II., sprach sie 1461 heilig, nachdem sie schon vorher von dem durch sie verherrlichten Dominicanerorden als eine Heilige verehrt worden war. Ihr Fest feiert die katholische Kirche den 30. April.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 581.
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