Siena

[191] Siēna, Gebiet und Stadt im Großherzogthum Toscana. Die Stadt, welche auf drei Hügeln in einer schönen Gegend liegt und Sitz eines Erzbischofs ist, war im Mittelalter selbständig und zählte gegen 150,000 Einw., bis sie durch den Großherzog Cosmo I. um ihre Freiheit kam. Gegenwärtig hat sie nur noch etwa 25,000 Einw. Unter den Gebäuden zeichnet sich die Domkirche aus, welche mit schwarzem, weißem und aschgrauem Marmor bekleidet ist und verschiedene Sehenswürdigkeiten enthält, z.B. einen marmornen Fußboden, welcher die biblische Geschichte darstellt, das Kloster bei der neuen Augustinerkirche mit einer öffentlichen Bibliothek, das neue Opernhaus, das Thor Camollia und den Springbrunnen auf dem großen Marktplatze. In den Klöstern und Kirchen sind vortreffliche Gemälde. Der [191] Marktplatz hat eine muschelförmige Vertiefung, wo während der Carnevalszeit öffentliche Schauspiele, wie Pferderennen und Faustkämpfe, gegeben werden. Die Straßen sind krumm und mit Backsteinen gepflastert. Die Universität zu S. wurde 1321 gestiftet und hat eine ansehnliche Bibliothek. Sie war einst berühmt, ist aber sehr herabgekommen. S. hat den Ruhm, daß in ihm das wohlklingendste Italienisch gesprochen wird. Die Einwohner betreiben Fabriken in Tuch, Leder, Hüten, Darmsaiten u.s.w.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 191-192.
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