Speier

[241] Speier, am linken Ufer des Rheins, Hauptstadt Rheinbaierns oder. des bair. Kreises Pfalz (ehemaligen Rheinkreises), ist eine der ältesten Städte Deutschlands und schon von den Römern erbaut. Jetzt hat sie nur 8500 Einw. (darunter 3000 Katholiken), welche Essig-, Bürsten- und Wachsfabriken, Taback-, Krapp- und Weinbau und einen nicht unbeträchtlichen Rheinhandel betreiben, auch sehr geschätzte Gold- und Silberarbeiten liefern. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, welche mit Ausnahme der Hauptstraße eng und unregelmäßig gebaut ist, sind: der alte Dom mit den 1689 von den Franzosen geplünderten Gräbern von acht deutschen Kaisern, darunter auch das Rudolf's von Habsburg (s.d.), das Rathhaus und einige röm. Ruinen in der Stadt und der Umgegend. Viele andere alte Gebäude wurden in dem genannten Jahre bei der Einäscherung der Stadt durch die Franzosen zerstört. S. war bis 1801 eine freie Reichsstadt, bis 1688 der Sitz des Reichskammergerichts. Von den hier gehaltenen Reichstagen ist der vom I. 1529 am bekanntesten, weil die Lutherischen von der gegen den Beschluß desselben eingelegten Protestation den Namen Protestanten erhielten. Jetzt ist S. der Sitz des Regierungspräsidenten, eines Bischofs, eines protestantischen Consistoriums und einer Bergwerksverwaltung. Die Regierung hat jetzt in dem alten Rathhause ihren Sitz. – Das ehemalige Bisthum S, im oberrhein. Kreise gelegen und unter dem Erzbischofe von Mainz stehend, hatte einen Umfang von 28 ! M., theils auf dem linken, theils auf dem rechten Rheinufer. Der Bischof hatte seinen Sitz in der Stadt S., übte aber in derselben, außer der Bestellung einiger Ämter, keine Oberhoheit aus.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 241.
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