Sulzer

[332] Sulzer (Joh. Georg), Ästhetiker und Philosoph, wurde 1720 zu Winterthur im Canton Zürich geboren, studirte in der Folge Theologie und erwarb sich zugleich eine gründliche Bildung in mehren andern Fächern des Wissens. Nachdem er einige Jahre als Hauslehrer und Gehülfe eines Predigers thätig gewesen war, und 1741 »Moralische Betrachtungen über die Werke der Natur« herausgegeben hatte, machte er in Berlin des berühmten Mathematikers Euler Bekanntschaft, durch dessen und anderer Gönner Empfehlung er 1747 als Professor der Mathematik an dem joachimsthalschen Gymnasium zu Berlin angestellt wurde. In der Folge wurde er Mitglied der Akademie und erwarb sich so das Zutrauen der Regierung, daß er nicht nur, als er 1763 seine Professur am joachimsthalschen Gymnasium niederlegte, um in die Schweiz zurückzukehren, von dem Könige durch eine Anstellung als Professor bei der neu errichteten Ritterakademie und andere Gunstbezeigungen zurückgehalten wurde, sondern auch mit mehren wichtigen Aufträgen zur Verbesserung des Unterrichtswesens in dem preuß. Staate geehrt und endlich, nachdem er wegen Kränklichkeit seine Stelle 1773 hatte niederlegen müssen, zum Director der philosophischen Classe der Akademie ernannt wurde. Um sich herzustellen, hatte er 1775 eine Reise nach der Schweiz, Frankreich und Italien unternommen, starb aber doch 1779. Sein wichtigstes Werk ist seine »Allgemeine Theorie der schönen Künste« (4 Bde., letzte Ausg. Lpz. 1792–1808), welches viel dazu beigetragen hat, um den Kunstsinn der Deutschen zu bilden, jetzt aber in seinen Ansichten veraltet erscheint.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 332.
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