Tökely

[447] Tökely (Emmerich, Graf von), ein ungar. Patriot, welcher sein ganzes Leben dem Kampfe gegen die östr. Herrschaft widmete. Schon sein Vater hatte sich gegen Östreich empört und starb, von den Östreichern belagert, in seinem festen Schlosse Kas, nachdem er kurz zuvor seinem funfzehnjährigen Sohne fortgeholfen hatte. Dieser begab sich nach Siebenbürgen und erlangte die Gunst des Fürsten, sodaß ihm dieser eine Heeresabtheilung übergab, um sie den ungar. Patrioten zu Hülfe zu führen. Im J. 1678 wurde T. von diesen zum Oberfeldherrn erwählt und drang siegreich bis Oberöstreich. Im J. 1682 wurde T. von dem Sultan Mohammed IV., in dessen Schutz er sich begeben, zum Könige von Ungarn ernannt, und als hierauf Östreich der Pforte den Krieg erklärte, drangen die Türken 1683 bis Wien vor. Als sie hier aber aufs Haupt geschlagen worden waren, wurde T. von dem Großvezier bei dem Sultan verleumdet, als ob er an dem erlittenen Unfall Schuld wäre. T. rechtfertigte sich jedoch vollkommen und der Großvezier wurde strangulirt. Nachdem T., welcher den Kampf gegen Östreich fortsetzte, mehrmal geschlagen worden war, nahmen ihn die Türken 1685 gefangen. Seine Anhänger wurden 1687 bei der sogenannten Schlachtbank von Eperies auf das grausamste verfolgt und T. konnte, obgleich wieder in Freiheit gesetzt, nichts unternehmen. Vom Sultan zum Fürsten in Siebenbürgen bestimmt, drang er in dieses Land ein, besiegte ein östr. Heer, wurde aber bald darauf wieder vertrieben. Die letzte Zeit seines Lebens brachte er auf einem Landgute bei Nikomedien in Kleinasien zu, wo er 1705 starb.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 447.
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