Talipotpalme

Talipotpalme

[356] Talipot- oder Schirmpalme (die) ist in den gebirgigen Gegenden Ostindiens, namentlich Malabar und Ceylon, einheimisch.

[356] Sie wird 100 F. hoch und erlangt einen Umfang von 5 F. Der vollkommen gerade Stamm nimmt allmälig an Stärke ab, hat keine Zweige und trägt nur in der Nähe des Gipfels Blätter, welche so groß sind, daß unter einem sich 10–11 Menschen bergen können. Über den Blättern sproßt die Blüte empor, welche anfangs einer glänzendgelben Traube von scharfem, beißendem Geruche gleicht. Sie ist mit einer harten Schale umgeben, die bei der Entfaltung der Blume mit einem Knall auseinanderplatzt. Die Blüte schießt nun pyramidenförmig, oft bis zu einer Höhe von 30 F. empor. Die zahlreichen Früchte haben die Größe der Kirschen und sind nicht genießbar. Der Baum blüht nur ein einziges Mal, nämlich dann, wenn er seine größte Vollkommenheit erreicht hat, welches nach 100 oder (wie Andere behaupten) nach 30 Jahren der Fall sein soll. Nach dem Reifwerden der Frucht stirbt der Baum binnen wenigen Wochen ab und sinkt zu Boden. Wenn er vor dem Hervortreten der Früchte gefällt wird, so soll man sein Mark zu Bereitung eines nahrhaften, dem Weizenbrot ähnlichen Gebäcks benutzen und Sago aus ihm bereiten können. Besonders nutzbar sind die Blätter, die ausgebreitet eine schöne dunkelgrüne Farbe haben. Man schneidet sie aber vor dem Entfalten ab und dann behalten sie eine blasse, braungelbe Farbe. Um alle Feuchtigkeit zu vertreiben, reibt man sie mit einem glatten Holze, dadurch erhöht sich auch noch ihre natürliche Biegsamkeit. Das Blatt hat die Form eines Fächers und kann wie ein solcher auseinandergelegt und zusammengefaltet werden, und die Eingeborenen brauchen es auch zum Fächer, zum Sonnen- und Regenschirm. Es nimmt keine Nässe an. Auch zur Herstellung von Zelten und zum Dachdecken werden diese Blätter benutzt, und in Streifen geschnitten, vertreten sie die Stelle des Schreibpapiers. Ungeachtet diese Blätter so groß sind, haben sie doch eine solche Leichtigkeit, daß man eins sehr bequem mit einer Hand tragen kann.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 356-357.
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