Vogelschiessen

[617] Vogelschiessen, das Abschießen eines auf einer hohen Stange befestigten, hölzernen, mit ausgebreiteten Flügeln in bekannter Weise dargestellten und bunt bemalten Vogels, zur Belustigung und als Schießübung, wird sowol mit Armbrüsten als mit Feuergewehr vorgenommen. Als Volksfeste haben sich aus sehr früher Zeit die solennen Vogelschießen besonders im mittlern Deutschland und in der Schweiz erhalten, welche jährlich einmal von den Schützengilden mancher Städte veranstaltet und mit besondern Feierlichkeiten eröffnet und durchgeführt werden. Gewöhnlich ist ein freier Platz, die davon benannte Vogelwiese, der Schauplatz des Festes, zu dem sich an manchen Orten wie zu einem Jahrmarkte Verkäufer von Lebensmitteln und andern Gegenständen zahlreich einfinden und dieselben in Buden und Zelten auf dem Schießplatze feil halten. Solche Vogelschießen dauern zuweilen länger als eine Woche und es werden dabei an die glücklichen Schützen oft Preise ausgetheilt, welche aus sehr alten Stiftungen herrühren. Die Spuren dieser Feste gehen bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrh. zurück, wo sie namentlich in Schlesien üblich gewesen zu sein scheinen, und damals waren sie allerdings hauptsächlich Übung in Waffen und Aufmunterung zur Führung derselben für die Bürger.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 617.
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