Wärwolf

[658] Wärwolf nennt der Aberglaube einen der in finstern Zeiten von ihm ersonnenen, fabelhaften Unholde, welchem er die Gestalt eines ungeheuren Wolfs zuschreibt, der namentlich den Menschen gefährlich sein und, was aber auch alle hungrigen Wölfe von jeher gethan haben, selbst Leichname aus der Erde herausscharren und verzehren solle. Das Ärgste an diesem Aberglauben ist, daß er Wärwölfe stets in Wolfsgestalt verzauberte Menschen sein läßt. In Polen und dem westl. Rußland herrscht dieser Wahn noch immer und es mangelt nicht an Beispielen aus der neuesten Zeit, wo an die Verzauberung bestimmter Personen in Wärwölfe geglaubt worden ist. Ja es geht so weit, daß man sie auf der Jagd erlegt zu haben gedachte und wie z.B. von einem angeblich bei einer Hochzeit verzauberten Spielmann, sein Hochzeitkleid und seine Geige unter dem Wolfspelze vorgefunden zu haben behauptet hat. Gefräßig wie ein Wärwolf ist eine auch in Deutschland übliche, sprüchwörtliche Rede von Leuten, welche sehr viel essen.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 658.
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