Wolf [1]

Wolf [1]

[747] Wolf (der) gehört zu den Raubsäugthieren des Hundegeschlechts, wird so groß wie ein starker Fleischerhund, hat gelblichbraunes, untenher weißliches Haar, kurze und spitze, aufgerichtete Ohren und einen langbehaarten und niedergebogenen Schwanz.

Sein Lieblingsaufenthalt sind dichte Wälder, in denen er auch im N. von Europa, Asien und Amerika noch zahlreich haust; allein auch in den Karpaten, in den Waldungen des Balkan, in den Ardennen und Pyrenäen gibt es immer noch viele Wölfe, die sich besonders in strengen Wintern bemerklich machen. Die Stimme des Wolfs ist ein Heulen; Gehör, Geruch und Gesicht sind sehr scharf. Wild, Geflügel, im Nothfall auch Ratten, Mäuse und Aas sind seine Nahrung; besonders gefährlich wird er den Schafheerden, und da zuweilen mehre gemeinschaftlich auf Raub ausgehen, werden auch Pferde und Rinder ihre Beute, ja im Winter fallen sie zuweilen Schlitten mit Reisenden an, und besonders wenn eines dieser Raubthiere verwundet oder getödtet worden ist, fressen sie auch einander selbst auf. In den meisten Ländern sind Preise auf Erlegung der Wölfe gesetzt, die bei Treibjagen und auf dem Anstande geschossen, sowie in Fallen und Gruben (Wolfsgruben) gefangen werden, und sein des Winters ein gutes Pelzwerk gebendes Fell wird zu Fußsäcken, Decken, Wildschuren u.s.w. benutzt. Fällt der Wolf Menschen in der Regel nur bei großem Hunger an, so wird er desto gefährlicher, sobald er einmal Menschenfleisch, sei es auch von Leichen, gekostet dal, die er zuweilen auf den Kirchhöfen aufwühlt. Die Wölfin wirst 4–9 Junge, die frühzeitig eingefangen sich leicht zähmen lassen. – Wolfszähne sind entweder in einen Stiel gefaßte Eckzähne eines Wolfs oder ähnlich gefaßte und geschliffene Achatstücke, und werden zum Poliren gebraucht. – Beim Kriegswesen versteht man unter Wolfsgeruben 4–5 F. tiefe und 6–8 F. weite, runde oder viereckige, trichterartig aufgeworfene Gruben, in welche ein 2–3 F. langer, oben spitziger, starker Pfahl eingeschlagen wird. Sie werden in mehren Reihen hintereinander vor oder zwischen Verschanzungen, um die Reiterei nach einer gewissen Seite hin abzuhalten, als Deckung wider feindliche Angriffe angelegt, und zwingen auch das Fußvolk, den Übergang vereinzelt und langsam zu unternehmen, dabei aber sich dem Feuer der Vertheidiger sehr günstig bloßzustellen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 747.
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