Wicke

[708] Wicke. Es gibt mehre Arten dieser rankenden Pflanze, welche in Deutschland, in Südeuropa und Asien einheimisch, ein- und zweijährige, auch ausdauernde Gewächse sind und als Zierpflanze ihrer zum Theil wohlriechenden Blüte wegen, sonst als Futtergewächse zu Grünfutter oder ihres Körnerertrags wegen angebaut werden, und hinsichtlich der Gestalt der Blüten und Samenschoten den Erbsen gleichen. Die nutzbarste in dieser Hinsicht ist die Feld- oder Futterwicke, welche in Wäldern und Wiesen als einjährige Pflanze auch wild vorkommt, einen zwei Fuß langen, eckigen und gestreiften, kletternden oder liegenden Stengel und vier bis sechspaarig gefiederte Blätter und rothe oder violette Blüten hat. Sie wird in Deutschland vorzüglich als Sommerfrucht in zwei Spielarten angebaut, von welchen die eine niedriger, in Kraut und Körnern kleiner als die andere ist, aber früher reist. Sie lieben feuchten, bindigen Boden und gedeihen im Sandlande blos in nassen Jahren. Aber auch in einem steinigen Boden, wenn derselbe mit Kalkstein, schiefrigem Thon oder Gneus der Art gemengt ist, daß die Steine die ganze Oberfläche desselben einzunehmen scheinen, gedeihen die Wicken, wenn er nur kühl und feucht ist und unter einem feuchten Klima liegt. Dem Boden entzieht diese Pflanze nur wenig Kraft, weil sie einen beträchtlichen Theil ihrer Nahrung aus der Luft an sich zieht. Als Grünfutter gehören die Wicken zu den nahrhaftesten Gewächsen, geben aber mit Sicherheit nur eine Ernte, und wenn sie ja nach dem ersten Schnitt wieder ausschlagen, wird die zweite doch nur gering. Daraus gemachtes Heu wird über das beste Wiesenheu gesetzt und auch das Wickstroh (von reifgewordenen) ist sehr nahrhaft: die Samen werden den Erbsen gleich in dieser Beziehung geachtet und geben für alle Hausthiere ein sehr zuträgliches, bei der Mast von Rindvieh geschroten ein ganz vorzügliches Futter. Gequellt sind sie auch ein gutes Pferdefutter, und zu Mehl gemahlen werden sie mit unter Roggen- und Gerstenbrot verbacken, das zwar sehr nahrhaft, aber etwas streng und herbe von Geschmack ausfällt. Wo der Same nicht zu theuer kommt, werden Wicken auch als Gründüngung ausgesäet. Die Samen reisen im Aug. und Sept., jedoch selten gleichzeitig, daher man die rechte Zeit genau beobachten und lieber zu früh als zu spät ernten muß, weil die Schoten leicht die reisen Körner verlieren. Zu den Wicken gehört auch die Sau-, Buff- oder Pferdebohne, welche aus Persien stammen soll, aufrechte Stengel hat und ihrer großen Samen wegen angebaut wird, die von Menschen genossen, meist aber zu Futter für Mastvieh verbraucht werden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 708.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: