Wicke

[159] Wicke, 1) das Geschlecht Vicia; 2) Feldwicke, Vicia sativa), wächst zwar auch in Wäldern u. auf Wiesen bisweilen wild, wird aber wegen ihrer Nutzbarkeit auf Feldern gebaut. Der Stängel ist eckig, gestreift, 1–2 Fuß hoch, kletternd od. niederliegend, wie die Blätter mit seinen Härchen besetzt; die Blätter vier- bis sechspaarig gefiedert, oben mit ästigen Gabeln versehen, die Blumen purpurroth od. violett, fast ungestielt, stehen einzeln od. paarweise in den Blattwinkeln; die Samenhülsen stehen aufrecht, sind braun behaart, scharf, der Same rund, zusammengedrückt, glatt u. meist graubraun, doch auch weiß. Es gibt viele Varietäten der W. Die bekanntesten sind: a) die große Brabanter W.; b) die große Englische W. (Norwichwicke), eine vorzüglich schöne u. gute Sorte; c) die Englische Winterwicke; d) die große weiße Amerikanische W.; e) die immerwährende W.; f) die hohe, breitblätterige W.; g) die Ceylonische W., sehr ergiebig an Körnern u. Stroh; h) die Magellanische. W., sehr ergiebig; i) die behaarte W.; k) die gegliederte W.; l) die Thomaswicke; m) die Norwegische Futterwicke; n) die breitschotige W.; o) die sägeblätterige W.; p) die einjährige Büschelwicke, macht sehr üppiges Kraut, blüht aber spät; in kalten u. gebirgigen Ländern ersetzt sie den Klee, da sie im Herbst, wo die Weiden nicht mehr benutzt werden können, ein sehr ergiebiges Grünfutter gibt; q) die zweijährige W., in Sibirien heimisch, macht ein üppiges Kraut u. läuft bald im Frühjahr aus; r) die. Waldwicke, perennirend, eignet sich wenig fürs Feld; s) die Vogelwicke, wächst in Hecken u. buschigen Plätzen, ist ausdauernd u. gibt auf dem Felde cultivirt einen guten Ertrag; sie nimmt mit sehr magerem Boden fürlieb; t) die Zaunwicke, ausdauernd u. bes. in kalten Gegenden als Futterpflanze[159] zur Cultur auf den Äckern zu empfehlen; u) die Russische od. Sibirische W., zeichnet sich vor den meisten andern Wickenarten durch schwache, sehr zahlreich verzweigte Ranken, Schnellwüchsigkeit u. als vorzügliches Viehfutter, sowohl grün als getrocknet, aus; wegen ihrer Ausdauer u. Abhärtung gegen das kalte Klima eignet sie sich bes. für gebirgige Gegenden; v) die weißblühende Hopetownwicke, aus Schottland, wächst üppig u. blattreich u. ist sehr ertragreich in Körnern u. Stroh; w) die Narbonnesche W., gedeiht am besten in mildem Lehmboden, befällt nie, ist sehr einträglich in Körnern u. Stroh; x) neue Sibirische Riesenwicke, wächst üppig, bes. ins Kraut; y) die Erbswicke, durch künstliche Befruchtung erzeugt, wird sehr hoch im Stroh, hat erbsenähnliche Samen; z) die einblüthige W., begnügt sich mit leichtem, trocknen Boden, liefert sehr seines Futterstroh. Die W. verlangt mehr bindenden u. feuchten Boden als die Erbse u. ist gegen Kälte nicht so empfindlich wie diese. In einem Boden, der noch viel alte Kraft hat, gedeiht die W. am besten; nach frischer Düngung wächst sie zu sehr ins Stroh u. liefert zu wenig Körner. Nach den verschiedenen Zeiten, in welchen die W. gesäet wird, unterscheidet man Frühjahrs- u. Winterwicken. Die Frühjahrswicke wird am besten im März gesäet; vortheilhaft ist es, man sät die W. mit Hafer od. Gerste (Wickhafer, Wickgerste) aus, weil sie sich dann weniger lagert u. einen höheren Körnerertrag liefert. Die W. im grünen Zustande ist ein sehr gutes Futter u. wird von dem Vieh mit Begierde gefressen. Auch der Same, geschroten od. gequellt, ist allen Hausthieren ein sehr nahrhaftes Futter. Das Stroh ist fast eben so nahrhaft als das Heu. Zu Mehl gemahlen, nimmt man sie, bes. die weiße W., unter das gröbste Brot, welches zwar etwas bitter u. schwer ist, aber sehr sättigt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 159-160.
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