Klee [1]

[559] Klee (Trifolium), 1) sehr verschiedene Pflanzen, bei denen drei Blätter auf einem Stiel stehen; so 2) ganze Gattungen, welche nur der Pflanzengattung Trifolium gleichen, od. die auch, wie die mehrsten Arten dieser Gattung, gutes Viehfutter sind, so Bitterklee (Menyanthes trifoliata), Herzklee (Psoralea), Luzernklee (Ewiger K., Medicago sativa), Sauerklee (Oxalis), Schneckenklee (Medicago foliata), Schotenklee (Lotus), Esparsette (Hedysarum onobrychis), Ziegen- od. Geisklee (Cytisus), Gemeiner Wundklee (Anthyllis vulneraria), Melilothenklee (Medicago officinalis), Gelber K. (Medicago lupulina) u. m. a. 3) Die Pflanzengattung Trifolium, welche aber auch, in Widerspruch mit ihrem Namen, Arten unter sich befaßt, bei denen mehr als drei Blätter auf gemeinschaftlichem Stiel sitzen. Arten, welche sich durch Beinamen auszeichnen: Ackerklee (T. agrarium), Alpenklee (T. alpestre), Bastardklee (T. hibridum), Bergklee (T. montanum), Weideklee (T. repens), Erdbeerklee (T. fragiferum), Feldklee (T. campestre), Hasenklee (T. arvense), Hopfenklee (T. agrarium), Incarnatklee (T. incarnatum), Rother K. (T. rubens), Bleichgelber K. (T. ochrolinicum), Klettenklee (T. lappaceum), Kugelklee (T. globosum), Monatsklee (T. flexuosum), Schaumklee (T. spumosum.), Schildklee (T. clypeatum), Steinklee (T. melilotus), Sternklee (T. stellatum), Schmalblätteriger K. (T. angustifolium) u. m. Die als Futterpflanze am meisten gebaute heißt deshalb auch Futter-od. Wiesenklee (Kopfklee); wild wächst dieser K. fast durch ganz Europa auf Triften, Wiesen u. in Baumgärten etc. u. blüht den ganzen Sommer über Dieser K. treibt hohe Stängel von 1 Fuß u. darüber, welche bei dem wilden auf der Erde liegen; Wurzel faserig, Blätter gestielt, drei-, als seltene Varietät aber vierzählig, nach ihrem tieferen od. höheren Stand verschiedenartig gestaltet; die gemeinschaftlichen Blumenstiele entspringen in den Blattwinkeln; sind länger als die Blätter, jeder[559] trägt am Ende einen rundlich eiförmigen, vollblumigen, 3–4 Linsen langen Blumenkopf; Blumen roth, dachziegelförmig gelagert, Fahnen niedergebogen, nach dem Verblühen rothbräunlich; die Kelchzähne ungleich, gefranzt; Hülsen rundlich, einsamig; Blüthen u. Blätter sonst als Herba cum floribus trifolii pratensis officinell. Von dem K. unterscheidet man drei Abarten: Spanischen od. Brabanter K. (T. pratense), Steyerischen, Grünen K. (T. sativum) u. Rothen K (T. rubens). Das charakteristische od. constante Unterscheidungsmerkmal der zwei ersten Abarten ist hauptsächlich der Stängel, welcher bei dem Brabanter K. gefurcht, beim grünen K. rund u. platt u. zuweilen hohl erscheint. Beim grünen K. stehen die Blumenköpfe meist vom oberen Stängelblatte mehr od. weniger entfernt, während beim Brabanter K. die Blumenköpfe von diesem Stängelblatte umgeben sind; der Brabanter K. blüht fast drei Wochen früher als der grüne. Der Brabanter K. ist ausdauernder, wächst schneller u. wird von den Gräsern nicht so leicht verdrängt, als der grüne K., welcher dagegen höher wird, mehr Stängel treibt, einen höheren Futter-, aber einen geringeren Samenertrag liefert u. länger zu Grünfutter benutzt werden kann; der grüne K. ist aber nur zweijährig. Der rothe K. unterscheidet sich von dem Brabanter durch die fingerlangen, schwertförmigen Nebenblätter, die gezähnten Blättchen u. purpurrothen Blüthen, welche in dichten, gedrungenen, walzigen Ähren sitzen, u. wird in neuester Zeit auf dem Felde angebaut.

Der Anbau des Klees (Kleebau) ist hauptsächlich durch Schubart von Kleefeld in Deutschland eingeführt worden. Der K. gedeihet fast auf jedem Boden, ausgenommen auf Sand; zu seinem möglich besten Gedeihen verlangt er aber gebundenen, tiefgelockerten, unkrautreinen, düngerkräftigen Lehmboden mit angemessenem Kalkgehalt, feuchtes Klima, feuchten, wasseranhaltenden Untergrund u. seltene Wiederkehr auf dasselbe Ackerstück, alle neun, höchstens sechs Jahre. Er liebt vorzugsweise Thäler u. in diesen sind ihm Hügel u. sanfte Anhöhen am zuträglichsten. Man säet ihn meist im Frühjahr unter Sommergetreide, auch unter Lein u. Buchweizen, am besten aber unter Wintergetreide. Im letzteren Fall wird er im Frühjahre, so bald das Feld abgetrocknet ist, vor einem milden Regen gesäet u. eingewalzt. Säet man ihn unter Sommerfrucht, am besten Gerste od. Hafer, wenn sie nach gedüngten Hackfrüchten folgen, so wird der Acker entweder gleich, nachdem diese eingeeggt worden, gewalzt, hernach der Kleesamen, wie der Rübsen, mit drei Fingern darüber gesäet u. mit einer leichten Egge untergebracht; od. man säet ihn erst, wenn die Sommerfrucht bereits aufgegangen u. etwa 2 Zoll hoch ist u. walzt ihn blos ein; in diesem Fall ist er dem Fraß der Erdflöhe nicht ausgesetzt. Man braucht auf den Magdeburger Morgen 10 Pfund Samen u. hat auch eine eigens construirte Kleesäemaschine. Soll der K. länger als ein Jahr stehen bleiben u. im zweiten Jahr als Weide dienen, so muß man ihn bes. auf Sandboden mit einem Gemisch von gelben u. weißen Kleesamen u. verschiedenen Grasarten aussäen; im Frühjahr wird er mit Vortheil mit Jauche, Compost, Asche, Düngesalz, hauptsächlich aber mit Gyps (s.d.) gedüngt. Sind viele Kleestöcke ausgefroren, so müssen die leeren Stellen im Frühjahre mit Hafer od. Sommerroggen zugesäet werden. Im Mai tritt der K. in die Blüthe u. kann entweder grün verfüttert od. zu Heu (Kleeheu) gemähet werden. Zu Grünfutter muß man mit dem Mähen des Klees zeitig beginnen u. damit fortfahren, bis ihn das Vieh nicht gern mehr frißt. Das Verfüttern desselben muß aber mit Vorsicht geschehen, damit das Vieh nicht aufblähet; dem wird vorgebeugt, wenn er mit Stroh vermischt zu Häcksel geschnitten wird. Bestimmt man den K. zu Heu, so mähet man ihn, wenn sich die Blumenköpfe größtentheils entwickelt haben. Mit dem Trocknen des Klees muß man behutsam verfahren, damit die Blätter nicht von den Stielen fallen. In der Regel läßt man den K. nach dem Abmähen einen Tag in Schwaden liegen; am folgenden Tage wendet man dieselben mit dem Rechenstiele um, so daß ihrer zwei gegen einander zu liegen kommen u. einen Kamm bilden; so bleiben sie liegen, bis sie ziemlich trocken sind, worauf man sie in kleine lockere Haufen bringt, welche man einige Mal umsetzt, bis der K. so weit trocken ist, daß beim Umbiegen der Stiele keine Feuchtigkeit mehr zu spüren ist; dann wird er früh im Thau, nie aber im Sonnenschein eingefahren. Da man aber bei dieser Trocknungsmethode sehr von dem Wetter abhängig ist, so ist es weit sicherer, sich zum Trocknen des Klees der Kleerekter (Kleepyramiden, Kleehütten) zu bedienen; diese sind dreiseitige Gerüste von Latten, auf welche der zu trocknende K. gelegt wird, u. zwar mit den Köpfen einwärts, damit sie von einem schnellen Regen nicht so sehr durchnäßt werden. Eine dritte Trockenmethode besteht darin, daß man den K. zu Braunheu (s.d.) macht. Da das Kleeheu nicht leicht so trocken gemacht werden kann, als Wiesenheu, so müssen die Scheunen zu Aufbewahrung desselben (Kleescheunen) noch lustiger sein; sie bekommen daher 1 Fuß hoch über dem Erdboden einen hölzernen Rost u. in den Seitenwänden viele Zuglöcher. Beim Eintrocknen verliert der K. 5 Theile, so daß von 100 Pfd. nur 20 übrig bleiben. Unter günstigen Umständen kann man von 1 Magdeburger Morgen in zwei Schnitten 60–70 Centner Kleeheu ernten. Will man Kleesamen ziehen, so läßt man den zweiten Wuchs dazu stehen, mäht ihn, wenn die Köpfe völlig abgeblüht u. eine braune Farbe haben, bindet ihn hierauf in Bündel u. setzt ihn in Haufen, damit er recht dürr wird, od. hängt ihn noch besser auf Kleereiter. Zu Samen läßt man am besten einzelne Striche stehen, auf welche Luft u. Sonne einwirken können, auch die am dünnsten bestandenen Stellen des Ackers, od. magere Striche, da geil herangewachsener K. nur wenig Samen gibt. Den Samen legt man in der Scheune an einen lustigen Ort, über die Scheunentenne od. auf die höchsten Balken, drischt ihn aber erst bei starker Kälte. Auch kann man in einer Stampfmühle den Samen von den Kappen losschlagen, wenn er gehörig getrocknet ist. In beiden Fällen wird der Same auf einer Fegemühle mit seinen Sieben von der Spreu gereinigt. Eckert in Berlin hat auch eine eigne Kleesamenentkörnungsmaschine construirt. Der Kleesamen wird häufig verfälscht, indem man ihm einen Sand beimischt, welcher dem äußeren Aussehen nach dem echten K täuschend ähnlich ist; od. indem man ihn mit Indigo blau färbt. Der K. ist die wichtigste Futterpflanze, für jeden Fruchtwechsel passend u. für den Acker von dem wohlthätigsten Einfluß, indem er ihn nicht nur[560] mürbe u. rein hält, sondern ihn auch durch seine abfallenden Blätter u. starken saftigen Wurzeln so sehr bereichert, dass die nach ihm folgende Frucht, gewohnlich Raps, Weizen od. Roggen, auf die erste, sorgfältig gepflügte Furche gesäet, auf das üppigste wächst. In neuester Zeit hat man an dem K. eine Krankheit bemerkt: die Blätter werden zu einer grauen, weichen, feuchten Masse zersetzt u. durch Faden zu einer förmlichen Decke verwebt; die Fäulnis theilt sich von den Blättern aus durch die Blattstiele den Wurzelköpfen mit u. auch diese faulen bis 1 Zoll tief in den Boden. Vgl. H. G. Schmalz, Das Trocknen des Klees auf Reitern u. Hütten, Lpz. 1839; Sänger, Der K. u. dessen Anbau, Bromb. 1856; W. Löbe, Fluch u. Segen des Kleebaues, 4. Aufl. Lpz. 1858.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 559-561.
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