Egge [1]

[488] Egge, 1) viereckiges Ackerwerkzeug zur Auflockerung u. Klarmachung des Bodens, Ausreißung des Unkrautes u. Unterbringung des Samens; besteht aus 3–5 Balken (Eggebalken), welche durch 3–4 Schienen (Eggeschienen, Eggescheiden) verbunden sind u. in welche, je nach dem Boden, hölzerne od. eiserne cylindrische od. drei- od. viereckige Zinken (Eggezinken, Eggezähne) so eingelassen sind, daß jeder seinen eigenen Strich macht. Die Balken sind entweder durch Schienen fest mit einander verbunden, od. einzeln beweglich. Die E. wird durch einen, an ihrem Hintertheil angebundenen Strick bisweilen in die Höhe gehoben od. gelüftet, wenn sich zu viel Unkraut u. Erdklöße unter derselben gesammelt haben. Damit die E. schwerer wird u. tiefer eingreift, legt man zuweilen Blöcke (Eggeblöcke) darauf. Die E. wird durch ein Gestell mit Schlittenkufen (Eggeschlitten) auf das Feld gebracht. Man theilt die E. ein in leichte od. einspännige, welche fast ganz von Holz sind u. vorzugsweise auf leichtem, lockerem Boden angewendet werden; u. in schwere od. zweispännige, deren Zähne meist von Eisen sind u. welche auf schwerem scholligem Boden angewendet werden. Hinsichtlich der Construction gibt es viele verschiedene Arten von E-n: Land-E., viereckig, mit geraden schiefstehenden Zähnen; Verbesserte Land-E., mit eisernen Zähnen u. Schleifbäumen; Brabanter E., schwerer als die Land- E., tiefer eingreifend, besteht aus 4 gekrümmten, durch 4 Querschienen fest verbundenen Balken, in denen sich 27 lange Zähne aus Eichenholz befinden, die nach vorn unter einem Winkel von 60° schief gestellt sind. Die Anspannung geschieht an einer der 4 Ecken mittelst einer Kette u. dadurch kann tiefer od. seichter geeggt werden; Schottische Doppel- E., besteht aus 2 einzelnen, mit einander verbundenen E-n; Essex-E., aus 6 od. noch mehr kleinen, an einem Langbaum befestigten E-n bestehend; Gebrochene E., besteht aus einzelnen, mit eisernen Ringen zusammengehaltenen Stücken, weshalb sie sich nach der Wölbung des Bodens beugen können; Dornen-E., ein mit Dornen durchflochtener Rahmen, zum Unterbringen seiner Sämereien u. zum Reinigen u. Ebenen von Wiesen dienend; Schottische Geviert- E., hat den Vortheil, daß durch einen Zug ein ganzes Beet fertig geeggt wird; der Zug der Zähne ist mit verschiedenen Richtungen, diese schmiegen sich der Oberfläche des Bodens mehr an u. wirken dadurch bedeutend. Jede der 4 E-n ist mit einer Kette an einen Querbalken angehängt, der an den Enden je 1 Ortscheit zum Anspannen der Thiere trägt; Carrsche Messer-E., von ungemeiner Wirksamkeit, indem sie die Oberfläche des Bodens zerhacken u. so durchwühlen, daß fast jeder Theil desselben davon berührt wird; Rhomboldal-E., mit senkrecht stehenden, nicht schneidenden Zinken, zerkleinern die Erdklöße auf dem, zuvor von Messer-E-n durchwühlten Boden; Norwegische Roll-E., von Eisen od. Eichenholz, die 31/2 Zoll im Durchmesser haltenden Wellen sind ringsum mit scheibenförmigen Zinken besetzt, eignet sich bes. für sehr schweren, grobscholligen Boden. Bei der Amerikanischen E. trifft keine der Zinken die Linie der anderen; Frotscher'sche E., zur Unterbringung des Samens u. zur Zertrümmerung hart gewordener Furchen; Steatlon'sche E., zum Flach- u. Stoppeleggen, zerschlägt auch zugleich die Erdklöße; Colemann'sche E., die eine Art ist so eingerichtet, daß die Zähne die Richtung der Länge nach empor u. weiter gestellt werden können; bei der anderen können die Zähne eine veränderte Richtung gegen den Boden erhalten; das mehr od. weniger tiefe Eingreifen der Zähne wird durch Räder, die verschiedene Feinheit der Eggenstriche aber durch die verschiedene Länge der Zugketten bewirkt. Schon[488] bei Hiob 39,10 meint man die E. erwähnt zu finden. Sichere Spuren derselben finden sich jedoch erst bei den Römern, die einen Feldgott des E-ens, Occator, kannten, den nebst anderen der Flamen der Ceres anrief, wenn er dieser opferte. 2) (Krgsw.), Bisweilen können die E-n bei Feldbefestigungen mit Nutzen als Annäherungshindernisse verwendet werden, vorausgesetzt man befindet sich in einer Ackerbau treibenden Gegend u. findet eine hinreichende Zahl derselben. Man verwendet sie gern z.B. auf den Sohlen der Vor- u. Hauptgräben, hinter Pallisadirungen, zum Schließen der Schanzkehlen, in den Intervallen der Verschanzungen, zur Sperrung aller Art von Defileen, in Fuhrten od. seichten Gewässern etc. Um ihre Beseitigung zu erschweren, werden sie am Boden befestigt, selbstverständlich muß aber der Ort, wo sie angebracht sind, im Bereiche des kräftigen Feuers des Vertheidigers liegen. Am meisten wird die Anbringung von E-n gegen die schnelle Annäherung von Cavallerie nützen. 3) (Wasserb.), schmale Erhöhung, Untiefe in einem Strombette.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 488-489.
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