Warschau

Europäisches Russland. I. (Karten) 1. St. Petersburg 2. Riga 3. Moskau 4. Warschau 5. Odessa 6. Sewastopol
Europäisches Russland. I. (Karten) 1. St. Petersburg 2. Riga 3. Moskau 4. Warschau 5. Odessa 6. Sewastopol

[952] Warschau, Gouvernement im westl. Rußland, zum Generalgouv. W. (umfassend die zehn Gouvernements von Russ.-Polen) gehörig, längs der Weichsel bis zur preuß. Grenze, 17.520 qkm, 1.931.867 E. (73 Proz. Polen, 16 Proz. Israeliten), mehr Industrie als Ackerbau. – Die Hauptstadt W., poln. Warszawa [Karte: Europäisches Rußland I, 4], zumeist l. an der Weichsel: Altstadt, Neustadt, Krakauer Vorstadt, Neue Welt, Ujazdowska, Marschalkowska u.a., r. die Vorstadt Praga, durch die Alexander- und eine Eisenbahnbrücke mit Brückenkopf verbunden; an letzterer l. die Alexanderzitadelle mit sechs kleinen vorgeschobenen Werken, ferner Stadtumwallung und 15 detachierte Forts in der Umgebung, wodurch W. zu einer großen Lagerfestung geworden ist; 756.426 E., darunter 32.000 Militär, 56 Proz. Polen, 32 Proz. Israeliten, 8,5 Proz. Russen. Hauptverkehr: Schloßplatz, Zjasd, Podwal, Senatorska, Elektoralna u.a.; Sächs., Theater-, Bank-, Alexander-, Krasinski-Platz. Parkanlagen: Sächs., Krasinski-Garten, Łazienki. 27 kath. Kirchen (St. Johannis-, Heilige Kreuzkirche u.a.), russ. (Dreifaltigkeits-Kathedrale u.a.), eine luth., eine reform., eine engl. Kirche, eine Synagoge. Viele Paläste (Königl. Schloß, Sächs. Palais u.a.); Denkmäler von Paskewitsch, Kopernikus, Sobieski, Mickiewicz. W. ist Sitz des Generalgouverneurs, Gouverneurs, der obersten Gerichtsbarkeit für Polen, des russ. Erzbischofs (Eparchie Cholm), des kath. Erzbischofs (Erzdiözese W.), des Kurators des Lehrbezirks W., des Kommandos des Militärbezirks W. W. zerfällt in 12 Polizeibezirke. An der Spitze des Magistrats steht ein russ. General, auch der Oberpolizeimeister ist ein solcher. Universität (1816-32; 1861 wieder hergestellt, 1869 in eine russ. umgewandelt), Veterinär-, Polytechn. Institut, Konservatorium, kath. Lehrer- und Priesterseminar, mehrere Gymnasien. Fünf Bahnhöfe für die Eisenbahnen W.-Petersburg, W.-Terespol, Kowel-W.-Mlawa, W.-Wien und W.-Kalisch. W. ist nächst Lodz die bedeutendste Industriestadt Polens. Mittelpunkt des poln. Binnenhandels und Vermittlungsverkehr zwischen dem Innern Rußlands und dem Auslande. – W. war seit 1550 Residenz der poln. Könige; 28. bis 30. Juli 1656 Sieg Karls X. von Schweden über die Polen; 5. Nov. 1794 und 7. Sept. 1831 von den Russen erstürmt. 1807-12 war W. die Hauptstadt des Großhzgt. W.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 952.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: