Ahasverus

[114] Ahasverus herrschte zu der Zeit, als die Juden in der babylonischen Gefangenschaft waren, als König über Persien und Medien. Er führt diesen Namen nur in der Bibel, sonst wird er gewöhnlich Artaxerxes genannt. Die Reize einer jüdischen Jungfrau, Namens Esther (s. d.), machten so starken Eindruck auf ihn, daß er sie zur Gemahlin wählte, und zur Königin krönte, wodurch es dieser gelang, ihrem Volke die Gefangenschaft sehr zu erleichtern. – Die Legende nennt noch einen Ahasverus: den ewigen Juden. Als nämlich, so heißt es dort, Jesus belastet mit dem Kreuze nach Golgatha zog, lehnte er das Kreuz an ein Haus, um auszuruhen. Der Besitzer desselben, Ahasverus, erzürnt, daß Jesus seine messianischen Hoffnungen getäuscht haben sollte, gönnte dem Unglücklichen die kurze Ruhe nicht, sondern schalt ihn und jagte ihn von dem Hause hinweg. Deßhalb soll Jesus den Ahasverus verdammt haben, daß er niemals sterben, sondern, ob er gleich den Tod suche, ewig leben und rastlos und unstätt auf der Erde umherziehen sollte. Diesen Stoff haben mehrere Dichter mit mehr oder weniger Glück episch und dramatisch bearbeitet.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 114.
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