Juden

[20] Juden, die Nachkommen der Patriarchen, daher auch die Kinder Israel und nach Abraham, Hebräer genannt, das Volk, aus welchem der Welterlöser hervorging. Erst zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft um das Jahr 588 vor Chr. erhielt es den Namen der Juden, weil, einer alten Verkündigung zu Folge, aus dem Stamme Juda, der Messias hervorgehen sollte. Jakob hinterließ zwölf Söhne, die eigentlichen Stammväter dieser Nation, nach welchen sich bis auf diesen Tag die zwölf Stämme der Juden nennen. Die Hauptperioden ihrer Geschichte sind nächst der Zeit ihrer Patriarchen 2000 Jahre v. Chr., die denkwürdige Geschichte Joseph's in Aegypten 1800; die Zeit der Gesetzgebung durch Moses oder der Zug durch die Wüste, 1500; Josua bis Samuel, oder die Zeit der Richter, 1300; Saul, David und Salomo, die drei ersten Könige oder das goldene Zeitalter, 1000–1400; die Theilung des Reichs in[20] die 10 Stämme Israel's und 2 Stämme Juda's; die assyrische und babylonische Gefangenschaft und Jerusalems Zerstörung, 600 v. Chr. Als aber Cyrus, der Perserkönig, 555 die babylon. Herrschaft vernichtete und bis an die Küsten des griech. Archipels vordrang, brachte er auch das jüdische Volk in das Land seiner Väter zurück. In dieser Zeit der großen Propheten wurden Esra und Nehemia die Väter ihrer Nation, erneuerten Jerusalem, den Tempel und stellten die mosaische Verfassung wieder her. Bei der freien Lage ihres Landes, in der unmittelbarsten Berührung mit den Phöniziern und Aegyptern, in der Nähe des glänzenden Syriens wurden die Juden bald von den Persern, bald von den Macedoniern, bald von den Römern unterjocht. Ihr Handel und die jährlichen Festreisen vieler Nationen zum Tempel, hausten Reichthümer in Jerusalem an, wie sie seit Salomo's Zeiten nicht gesehen worden waren. Alexander d. Gr. ergab sich Stadt und Volk ohne Widerstand; Ptolemäus nahm 320 Besitz von Palästina und ehrte der Juden Sitten und Rechte. Von den syrischen Königen erfuhren sie aber um ihres Glaubens willen die grausamsten Bedrückungen, weniger von den Römern, welche ihre Herrschaft auch über Palästina ausbreiteten. Damals zählte das jüdische Volk nicht weniger als 5 Mill. Seelen. In diese Zeit fällt die Geburt des Heilandes. Weder die römischen Procuratoren noch seine Könige, die beiden Agrippa, vermochten ein Volk vom Untergange zu retten, den es sich selbst bereitete. Nach einer gegen die Römer versuchten Empörung wurde Jerusalem der Erde gleich gemacht, und wiewohl der menschenfreundliche Titus, unter der Regierung seines Vaters, des römischen Kaisers Vespasian, den prachtvollen Tempel zu erhalten suchte, blieb doch auch hier kein Stein auf dem andern. Auch andern Städten Judäa's erging es nicht viel besser. Das ganze Volk wurde aus seinem Lande verbannt und seitdem lebt es über die Erde zerstreut. Man zählt gegenwärtig in Europa an 3 Mill. Juden, Spanien und Portugal nicht mit gerechnet. Ihre Synagogen sind Nachahmung der Stiftshütte[21] oder des Tempels zu Jerusalem. Ihre Schulen sind oft vortrefflich, ihre Seminarien ohne Ausnahme gelehrt und ihre Rabbinen behaupten diesen Ruhm von Alters her. Unter den neuesten großen Gelehrten derselben haben sich der feinsinnige Spinoza und der liebenswürdige Moses Mendelssohn, sowohl durch ihren edlen Charakter als durch ihre Schriften das größte Ansehen erworben. Nirgends lebt der Jude in einem traurigern Zustande als im Lande seiner Väter, – in Palästina. Die eigenthümliche Physiognomie ist ihnen Allen geblieben. Sie ist charakteristisch schön und hält die Mitte zwischen der kaukasischen und griechischen Gesichtsbildung; durch die Beförderung früher Ehen erhält sich die seltene Reinheit ihres Stammes. Trotz ihrer Zersplitterung, trotz der Zerstreuung in alle Welt haben sie viele charakteristische Züge ihrer frühern Nationalität behalten. Alle Verfolgungen vermochten nicht ihren Stolz, ihren Muth, ihre geistige Spannkraft zu vernichten. Einer Verschmelzung mit den christl. Völkern stehen gewisse Vorschriften des Talmuds entgegen. In Holland und einigen andern Ländern sind die gemischten Ehen erlaubt und so ein Schritt zu ihrer Acclimatisirung geschehen. Die Jüdinnen sind in der Regel schön, geistreich, feurig; haben schöne Profile, schwarze Haare und Augen, hellen Teint und üppigen Mund. Die schönsten Jüdinnen findet man in Algier.

I.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 20-22.
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