Brei

[181] Brei oder Mus ist die ursprünglichste unter den Mehlspeisen, eine möglichst vollkommene Auflösung des Leimstosss mehliger Körner, Samen oder Wurzeln, und aus diesem Grunde eine sehr nahrhafte, gesunde Speise; er dient schon den Säuglingen zur Nahrung und ist in ackerbauenden Ländern die Zuflucht der ärmern Volksklassen. Bereits Cato in seinem Werke vom Ackerbaue erwähnt desselben, und Hippokrates gibt ihm in manchen Fällen den Vorzug vor dem Brote. Man bereitet ihn aus allen Mehlarten; ferner aus Reis, Hirse, Buchweizengrütze, Gries, Kartoffeln u. s. w. Auch gibt der Mais (das Mehl vom türkischen Weizen) einen festen Brei, Polenta genannt, die Lieblingsnahrung[181] des lombardischen Landvolks. Trockne Erbsen, Bohnen und Linsen geben sehr weich gekocht und durchgerührt ebenfalls einen schmackhaften Brei, der wie alle andre bisher genannten Arten noch eines Zusatzes von Butter oder andrer fetter Substanz bedarf. Der schwedische Landmann, wenn er sich auf längere Zeit von seiner Wohnung entfernt, kocht einen dicken Brei von Grütze, läßt ihn trocknen und nimmt selbigen in geschnittenen Stücken mit auf die Reise. Der Italiener bereitet aus Kastanienmehl eine Art Brei als Fastenspeise; in Dänemark ist der Erbsenbrei eine Volksspeise; in Toskana bereitet sich der Landmann aus weißen Bohnen einen Brei mit Schwarzkohl und Brotscheiben angerichtet. Brei von dem Fleisch ausgereifter Kürbisse mit Milch und Gewürz versetzt, erschien im 16. Jahrhundert auf der Tafel der Päpste, und unsere heutige Rumford'sche Suppe ist eine Art Brei.

L. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 181-182.
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