Faustina, Anna Galeria

[85] Faustina, Anna Galeria, Anna Galeria, römische Kaiserin, die Gemahlin des weisen und gerechten Antoninus Pius, war die Tochter des Antonius Verus, der drei Mal die Consularwürde bekleidet hatte und seine Abstammung von dem Könige Numa herleitete. Auf den Thron der Cäsaren erhoben, welchen ihr Gemahl durch seine Tugenden verherrlichte, konnte sie, die Tochter eines Geschlechts, das durch Jahrhunderte geglänzt hatte, ihrem natürlichen Hange zu Genüssen und Vergnügungen nicht widerstehen und fand in der Milde und Nachsicht des Kaisers gewissermaßen die ermuthigende Bestärkung in der Zügellosigkeit, mit der sie das Diadem befleckte. Sie ward sogar nach ihrem Tode mit dem Beinamen Diva unter die Zahl der Göttinnen erhoben, es wurden ihr Tempel und Altäre[85] errichtet und Münzen mit ihrem Bildniß geschlagen. Noch heute sieht man die kostbaren Ueberreste eines Tempels der Faustina in der Kirche des heil. Laurentius in Miranda. – Ihre Tochter Faustina, die Gemahlin Mare Aurels, übertraf noch ihre Mutter an Lasterhaftigkeit; hätte nicht Messaline vor ihr gelebt, so würde man nach ihr die Tochter der Freude benannt haben. Der Kaiser allein wollte von den Schandthaten nichts wissen, die vom Thron herab verübt wurden, er beweinte ihren Tod, wie den der tugendhaftesten Gemahlin, und gründete an dem Orte, wo sie gestorben war, die Stadt Faustinopolis. Wie ihre verworfene Mutter ward auch sie zu göttlichen Ehren erhoben und Münzen mit ihrem Bilde sind auf unsere Tage gekommen. Faustina hinterließ mehrern Kinder, unter denen Commodus der Erbe aller Laster seiner Mutter.

T.

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Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 85-86.
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