Husten

[359] Husten. Der Husten, welcher durch Staub, ein Krümelchen, Rauch, ein Tröpfchen Wasser nach dem sogenannten Verschlucken entsteht, ist an sich gefahrlos und vergeht. Jeder Husten von örtlicher Reizbarkeit aber ist Krankheit und nach dem Grade jener unbedeutend oder gefährlich. Ist eine katarrhalische Affektion vorhanden, so wird der Husten weniger bösartig und nur bei längerer Dauer bedenklich, weil die Entzündung dann die zarten und edeln Theile ergreifen und Zerstörungen veranlassen kann, die unheilbare Uebel erzeugen. Demnach muß man jeden länger als zwei bis drei Wochen dauernden Husten beachten, besonders wenn er trocken ist, denn das Sprichwort: »ein trockner Husten bläst den Tod herbei,« ist nicht ganz falsch. Ist Schmerz im Halse, besonders im Kehlkopfe und der Luftröhre ein lästiges Brennen zugegen, welches beim Schlucken fühlbarer wird, leiden diese Theile, erregt das tiefe Einathmen Stechen in der Brust mit darauf folgendem Husten, so leidet die Lunge. Der einfache katarrhalische Husten wird mit Wärme, Schweißerregung, Einathmen von milden Dämpfen, durch Brustthee, Eiertrank leicht geheilt und zur Lösung gebracht, wobei auch Gurgelmittel und lösende Süßigkeiten dienlich sind. Die schlimmern Arten des Hustens erfordern außerdem Mittel, welche die örtliche Entzündung heben, Blutegel, Blasenpflaster etc, worauf Milchdiät, Milchkuren etc. anzuwenden sind Der Hustenmittel sind Legion und oft werden die unpassendsten angewendet. Alle süßen und schleimigen Mittel haben den Nachtheil, den Magen zu verderben, weßhalb oft magenstärkende Mittel gebraucht werden müssen. Eine wichtige Rolle spielt die Hautthätigkeit, denn oft entsteht Husten, namentlich der katarrhalische, weil die Haut nicht gehörig ausdünstet. Aehnlich wirkt bei Frauen Fehlerhaftigkeit ihrer Funktionen, weil der Ueberfluß der Säfte sich gern nach der Lunge zieht. Eine sehr üble Angewohnheit ist das ewige Hüsteln und Räuspern ohne große Ursache, weil durch die häufige Anstrengung der Grund zu einem wirklichen Husten gelegt wird.

D.

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Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 359-360.
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