Körner, Theodor

[200] Körner, Theodor, geb. den 23. Septbr. 1791 zu Dresden, wo sein Vater Appellationsrath war (später Staatsrath in Berlin), verdankte Schiller's öfterer Einkehr im elterlichen Hause wohl die dichterische Richtung seines so reichen wie kräftigen Geistes. Er studirte in Freiberg die Bergwissenschaft, dann einige Zeit in Leipzig und Berlin, und ward, nachdem er durch eine Reihe von dramatischen Dichtungen, insbesondere durch Toni, Hedwig, Zriny und Rosamunde, die Aufmerksamkeit seiner Zeitgenossen auf sich gezogen hatte, zum Hofdichter in Wien ernannt, von wo aus ihn aber die Vorsehung auf eine ernstere Bahn rief. Deutschland stand auf, die Fesseln Frankreichs abzuwerfen, und Körner, zu der Leier das Schwert fügend, schloß sich in Breslau den jugendlichen Scharen seines Volkes an und focht im Lützow'schen Corps der berittenen[200] freiwilligen Jäger, wurde während des Waffenstillstandes 1813, bei einem Ueberfalle zu Kitzen bei Zeitz, schwer verwundet, eilte aber, kaum hergestellt, zu neuen Kämpfen, und fand den ruhmvollen Tod für's Vaterland bei Gadebusch den 26. Aug. 1813. Zu Wöbbelin in Mecklenburg ruht er nun an der Seite seiner ihm gleichgesinnten Schwester, welche kurz nachher – ein Opfer der edelsten Anstrengungen und Geschwisterliebe – ihm folgte, unter dem Schatten einer Eiche. Ein eisernes Denkmal bezeichnet die Stätte. Ein größeres hat er sich durch seine Gesänge gesetzt, die unter dem Namen »Leier und Schwert« ein unvergängliches Zeugniß der hohen Gesinnung deutscher Jugend sind. Das Gebet vor der Schlacht: »Vater, ich rufe dich!« – der Aufruf an die Deutschen: »Frisch auf, mein Volk, die Flammenzeichen rauchen!« – der Aufstand: »das Volk steht auf, der Sturm bricht los!« – das Bundeslied: »Ahnungsgrauend, todesmuthig,« – der Abschied: »die Wunde brennt, die bleichen Lippen beben,« – das Brautlied: »Du Schwert an meiner Linken!« – und »Lützow's wilde, verwegene Jagd!« – – diese glühenden Schlachtgesänge werden ewig fortleben im Andenken an ihn und jene Zeit.

I.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 200-201.
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