Kobolde

[165] Kobolde. Unter diesem vielbedeutenden Namen begreift der deutsche, slavische und scandinavische Volksaberglaube diesen wunderlichen Proteus, der in tausend Verwandlungen sich zeigt und sich unvertilgbar an dem Gestade des Meeres der Zeit sonnt, eine große Menge Geister und Gespenster. Zum Geschlechte der Kobolde gehören die Berggeister, die neckend und schadenfroh, aber oft auch hilfreich, ihr Wesen in den Bergwerken und Erzgruben treiben; Hausgeister, welche wie Hütchen und Hinzelmann in Schlössern und Burgen, Häusern und Ruinen, umherspuken, poltern, necken und schrecken; Feldgeister, die in Einöden, Felsen und Wäldern sich blicken lassen, als Irrlichter den nächtlichen Wanderer betrügen, als Ungeheuer in Furcht jagen, als klagende und seufzende Jungfrauen auf Erlösung harren, die immer an eine schwere Bedingung geknüpft ist; Wald- und Jagdgeister, welche als wildes oder wüthendes Heer waldüber ziehen, als Moosleute und Holzweibchen aus dem Schooß der Berge an das Licht treten; Wassergeister, die als Nixen Kinder und Erwachsene verlocken und in die Fluth ziehen, und Kielkröpfe oder Wechselbälge in die Wohnungen der Menschen bringen etc. Alles Grauenhafte und Unheimliche, was dem Glauben an Elfen und Gnomen anhängt, namentlich aber die Tücke und Schadenfreude, ist auch den Kobolden eigen. Wie jene sind auch diese jähzornig, rachsüchtig, boshaft und schelmisch, und am Ende macht nur die Benennung, die in verschiedenen Ländern verschieden ist, einen Unterschied. In Norwegen heißen sie Nisser, in Schweden Tomtegubbe (Haukalte), auf den Faröern Niägrujsar, in Schottland Broaines, [165] in England Robin Goodfellow, in Mitteldeutschland Kobolde, Elben (von Elfen), Nixen, Tückebolde, Trallen, in Süddeutschland Pucken (von Puck, dem dienenden Geiste Oberon's) und Wolkerken; ferner Nachtmähren, Schrötel. Zu ihnen gehört die feindlichdämonische Sippschaft der Währwölfe (s. d.), Leichhunde (s. d.), Bieresel u. dgl. Den Kobolden fehlt die ätherische heitere Natur der Elfen, sie neigen sich mehr dem dunkeln Geschlecht der Gnomen zu, und schon der Name Kobold, synonym mit Kobalt, deutet auf ein unterirdisches, verderbliches Wesen hin.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 165-166.
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