Mailly, Luise Julie, Gräfin von

[493] Mailly, Luise Julie, Gräfin von, Luise Julie, Gräfin, eine der blühendsten Schönheiten des französischen Hofes zur Zeit des funfzehnten Ludwig, war die Tochter eines Grafen Mailly von Nesle und kam 1726, 16 Jahr alt, mit noch vier Schwestern, welche ihr an Schönheit glichen, nach Paris. Der üppige Hof schien auf sie keinen Einfluß zu haben, denn sie liebte ihren Cousin, Alexander von Mailly, Grafen von Rubempré, und heirathete diesen noch in demselben Jahre. Mitten in Paris lebte sie doch fern vom Hofe, nur ihrem Gatten, und nur ein sehnlicher Wunsch blieb ihr unerfüllt: der, Nachkommen zu besitzen. Allein ihren Gatten konnte das Stillleben nicht befriedigen, er wollte mit der jungen, reizenden Frau glänzen, und seine Bitten bewogen diese endlich, in die große Welt zu treten. Sie war damals kaum zwanzig Jahr alt und stand im höchsten Glanz weiblicher Schönheit. Solche Reize konnten an dem damaligen Hofe nicht lange unbemerkt bleiben. Eine Verstimmung, welche Richelieu zwischen ihr und ihrem Gatten herbeigeführt, machte sie geneigter, des Königs Schmeicheleien[493] anzuhören, geneigter, als sie wohl sonst gewesen wäre. Luise unterlag der Versuchung, trat bald als Geliebte des Königs auf und erschien öffentlich an seiner Seite. Allein sie machte von ihrer ausgedehnten Gewalt keinen gefährlichen Gebrauch, und Frankreich schätzte sich glücklich, daß der König diese Wahl traf. Sie blieb die treue Freundin derer, die ihr früher Freunde gewesen, und übte keine Rache an denen, welche sie einst beleidigt, ja sie vermochte die härtesten Kränkungen zu verzeihen. Solch ein Charakter war indessen nicht geschaffen, Ludwig XV. dauernd zu fesseln. Bald erregte ihre Schwester, die Gräfin Mailly von Vintimille, seine Aufmerksamkeit. Allein auch hier blieb sich ihr edler Charakter gleich, und obwohl sie sich von der Schwester verdrängt sah, leistete sie derselben doch auf dem Krankenlager und bei einer schweren Niederkunft die treueste, aufopferndste Hilfe, pflegte sie bis zu ihrem Tode, und ertrug es mit vieler Sanftmuth, als Ludwig die Todte vergessend, ihre zweite Schwester, die Herzogin von Lauragais und dann ihre vierte Schwester, Maria Anna, die Seine nannte. Während der wenigen Jahre, die sie am Hofe zubrachte, hatte sie alle Geschenke und allen Aufwand aus Liebe für die Schwestern verschmäht, und sah sich dadurch, wie durch den edlen Gebrauch, den sie von dem Rest ihres Vermögens für die Armen machte, in die dürftigsten Umstände versetzt, so daß, als sie im Jahr 1751 starb, kaum so viel vorhanden war, um sie anständig zu beerdigen.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 493-494.
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