Aldruda, Gräfin zu Bertinoro

[130] Aldruda, Gräfin zu Bertinoro in der Romagna, war in Rom geboren, und stammte aus der edlen Familie der Frangipani. Sie war gleich ausgezeichnet durch Schönheit und Geist, freigebig bis zur Verschwendung, voll männlichen Muthes und fester Entschlossenheit. Sie wurde frühzeitig Wittwe und verwaltete die reichen Ländereien ihres Sohnes während seiner Minderjährigkeit[130] Als Kaiser Friedrich I. mit seinen Bundesgenossen, den Venetianern 1171 die Stadt Ancona von der Land- und Seeseite einschloß, um sie für ihre Verrätherei zu züchtigen, wandten sich die Anconeser, durch eine siebenmonatliche Belagerung erschöpft, vom Hunger und von Verzweiflung getrieben, hilfeflehend an Wilhelm degli Adelardi von Ferrara und die Gräfin von Bertinoro. Aldruda, welche den Haß gegen die Hohenstaufen mit allen Frangipani's gemein hatte, und für die Unabhängigkeit ihres italienischen Vaterlandes glühte, ließ eine zahlreiche Heeresmacht anwerben, und rückte in Verbindung mit Wilhelm vor Ancona, lagerte sich im Angesichte der deutschen Armee, welche der Erzbischof Christian von Mainz befehligte, vor der hartbedrängten Stadt, erschien gerüstet wie eine Kriegsgöttin zu Rosse vor den Reihen ihrer Soldaten, und ermahnte sie in einer feurigen Rede, worin sie mit lebhaften Farben die unsäglichen Leiden den der Belagerten und ihr sicheres Ende schilderte, zur Tapferkeit, und führte sie zum Angriffe. Das Heer von solcher Schönheit, so hohem weiblichen Muthe gerührt und begeistert, brach in ein lautes Jubelgeschrei aus. Der Erzbischof, welcher schon beim Herausrücken des Feindes sein Lager verlassen, und eine festere Stellung eingenommen hatte, fühlte sich nach reifer Ueberlegung außer Stande, mit der überlegenen und begeisterten Menge eine Schlacht zu wagen, und machte sich zur Nachtzeit auf die Flucht. Ancona war befreit, und stattete seiner Retterin den glühendsten Dank ab. Aldruda kehrte mit ihrer Heeresmacht wieder in ihre Staaten zurück, begegnete auf dem Wege dahin mehrmals feindlichen Heereshaufen, und besiegte diese jedes Mal. – Gleichzeitige Schriftsteller haben sie wegen dieses Muthes und dieser Aufopferung gefeiert. Von ihren fernern Lebensschicksalen ist weniger bekannt geworden.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 130-131.
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