Maschinenwesen

[133] Maschinenwesen. Das Maschinenwesen umfaßt sowohl die einfachste Mahlmühle, als die feinste Taschenuhr, oder die complicirteste Dampfmaschine, und die Maschinen unterscheiden sich nach ihrem Zwecke sehr auffallend. Man hat Hebezeuge, d. h. Maschinen, mit denen man schwere Lasten zu bedeutenden Höhen schaffen kann, ferner Druckwerke, welche große Lasten auf einen Punkt wirken lassen, und gebraucht werden, um rauhen Substanzen, wie Tuch, Leinwand etc. Glanz und Ansehen zu geben. Diese beiden können durch die gleichen Elemente des Maschinenwesens, durch Schrauben und Hebel in Bewegung gesetzt werden; im ersten Falle, wo man mittelst der Schraube heben will, steht die Last über derselben; im zweiten, wo man den Druck benutzt, steht sie unter demselben. Zusammengesetzter werden diese Maschinen, sobald man auch noch Räder, Winden, Rollen etc. anbringt. Die stärkste Druckkraft besitzt die Wasserpresse, deren Princip darauf beruht, daß man aus einer leicht beweglichen Pumpe durch eine kleine Oeffnung Wasser in ein größeres Gefäß schafft, und einen genau passenden Stempel hinein treibt, dadurch die zu pressenden Gegenstände in sehr starke Gegenlage drängt und ihnen so einen Grad von Druck gibt, der alles Andere, was Maschinen hervorbringen, weit[133] übersteigt. Man hat ferner bewegende Maschinen, zu denen die Dampfmaschinen vorzugsweise, allein auch der Bratenwender und die feinste Taschenuhr mit Ankerauslösung, so wie die Mühlen aller Art gehören. An diese reihen sich die bewegsamen Maschinen, deren man sich zur Fortschaffung von Lasten bedient; zu diesen zählt man die Karren und Wagen, so gut wie die Winde und den Flaschenzug. Die Kräfte, welche alle diese Maschinen in Bewegung setzen, sind entweder lebende oder leblose; die ersten also entweder Thier- oder Menschenkräfte, die andern entweder Federn oder Gewichte, wobei zu den Federn alles Elastische, wie erhitzte Luft, Wasserdampf; zu den Gewichten aber alle nicht lebenden Körper, als Steine oder Blei in dem Gehäuse der Wanduhr, Wasser bei den Mühlen, und Luft bei den Windmühlen gerechnet werden müssen. Doch unterscheidet man häufig alle diese einzelnen bewegenden Kräfte, spricht von Wasserkraft, Federkraft, Kraft des Windes, des Dampfes etc. – Das Maschinenwesen hat seit dem Anfange dieses Jahrhunderts einen bis ins Bewundernswürdige gehenden Aufschwung genommen. Menschen- und Thierkräfte, Wind und Wasser werden jetzt immer seltener benutzt. Der Dampf muß Alles ersetzen; viele Arbeiten, die sonst die Kräfte der Menschen in Anspruch nahmen, hat man dem Dampfe überlassen. Es ist keinem Zweifel unterworfen, daß die Vervollkommnung des Ganzen dadurch viel gewonnen hat, die Frage ist nur noch unentschieden, ob nicht eine große Menschenmasse dadurch brodlos geworden? Aber auch dieß scheint zum Vortheil des Maschinenwesens beantwortet werden zu müssen, da gerade nirgends mehr Menschen beschäftigt sind, als in Fabriken, welche ihre Geschäfte durch Maschinen betreiben.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 133-134.
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