Terpentin

[76] Terpentin. Alljährlich, im August, treten viele italienische Landleute aus der Gegend unweit der Alpen eine Reise in die Tannenwälder der Schweiz an. Einen spitzigen Zinken von Blech in der Linken und eine blecherne Flasche am Gurte hängend, steigen sie durch Hilfe mit Klammern beschlagener Schuhe, welche sie in die Rinde der Bäume einhaken, bis an den höchsten Gipfel der Tannen, ritzen mit den Zinken die Rinde auf und lassen das Becherchen volllaufen von dem flüssigen Baumharze, dem T., welches an sich brennt, dickflüssig, übelriechend und unrein, durch Destillation in das farblose, ätherische Terpentinöl verwandelt wird, welches häufig im Handel vorkommt und in der Medicin, wie im täglichen Verkehr nicht ohne Wichtigkeit ist. – Man unterscheidet mehrere Sorten des T. Dercyprische wird besonders auf Chios und mehreren anderen griech. Inseln von der Terebinthe gesammelt. Den candischen liefert die nordamerikanische Balsamfichte. Der berühmteste T. ist jedoch der venetianische, welcher von der Lerchentanne stammt, und außer der Schweiz noch in Frankreich und Süddeutschland gesammelt wird. – Terpentinseife besteht aus 6 Theilen spanischer, weißerSeife, Terpentinöl und 1 Theil kohlensaurem Kali, und wird mit großem Nutzen äußerlich bei Contusionen und Verstauchungen gebraucht.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 76.
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