Reihen

[245] Reihen nennt HERBART Vorstellungsfolgen, deren Glieder einander in bestimmter Ordnung reproducieren. Der Begriff der Vorstellungsreihe findet sich schon bei ARISTOTELES (De mem. 2), HOBBES (Leviath. 3), HARTLEY, FEDER: (»Ideen-Reihen«, Log. u. Met. S. 60). Nach HERBART ist die Reihenbildung die Bedingung der Reproduction (s. d.). Es gibt verschiedene Formen der Reihenbildung (s. Raum, Zeit). Mehrere Reihen können sich kreuzen (Psychol. als Wissensch. § 100. Lehrb. zur Psychol.3, S. 26 ff.). Nach VOLKMANN ist eine Vorstellungsreihe ein »Vorstellungscomplex, welcher infolge regelmäßiger Verschmelzung seiner Bestandteile die Fähigkeit besitzt, diese bei ihrer Reproduction in bestimmter Ordnung zu ihren vollen Klarheitsgraden zu erheben« (Lehrb. d. Psychol. I4, 460). Reihengewebe ist »ein System von Reihen, in dem Reihen mit Reihen durch Reihen zusammenhängen« (l. c. S. 468). Recurrente Reihen sind jene, »deren Endglied mit dem Anfangsgliede zusammenfallt, und deren Evolution demgemäß damit schließt, wieder aufs neue zu beginnen« (l. c. S. 462). Von Vorstellungsreihen und Reihenbegriffen spricht auch BENEKE (Lehrb. d. Psychol.3, S. 106 ff.), von Reihen auch BOLZANO (Wissenschaftslehre, § 85). – R. WAHLE erklärt: »Es gibt im psychischen Leben nichts anderes als Reihen von primären Vorkommnissen (s. d.), durchschossen von secundären Vorkommnissen« (Das Ganze d. Philos. S. 341).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 245.
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