Thrandorff, Karl Friedrich Eusebius

[758] Thrandorff, Karl Friedrich Eusebius, geb. 1783 in Berlin, seit 1813 Gymnasialprofessor daselbst (bis 1839), gest. 1863.

T., ein Gegner Hegels, steht auf dem Standpunkte eines christlichen Theismus und Supranaturalismus, der den Gegensatz von Glauben und Wissen überwinden will, der nur ein künstlicher ist. Die übernatürliche, göttliche Einheit haben wir unmittelbar durch ihre Offenbarung als Objekt eines ursprünglichen Bewußtseins. Das Gottesbewußtsein ist nicht durch die Vernunft bedingt, sondern es ist die Vernunft umgekehrt erst durch die Erhebung des Menschen zum Gottesbewußtsein möglich, als »Vernehmen des Übernatürlichen«, welches den ersten Menschen zuteil ward. – In seiner Ästhetik, auf deren Bedeutung E. v. Hartmann aufmerksam machte, bestimmt Th. das Schöne als das Erscheinen der Form des Universums in einem Bilde, als die sich selbst er fassende Liebe.

Schriften: Lehre von der Weltanschauung und Kunst, 1827. – Wie kann der Supranaturalismus sein Recht gegen Hegel behaupten? 1840. – Schelling und Hegel. 1842. – Der welthistor. Zweifel, 1852. – Der Mensch, das Ebenbild des dreieinigen Gottes, 1853. – Der Teufel kein dogmatisches Hirngespinst, 1853. – Theos, nicht Kosmos, 1859; 2. A. 1860. – 33 Artikel gegen den Grundirrtum der Zeit, 1858. – Was ist Wahrheit? 1863, u.a. (zum Teil ungedruckt). – Vgl. E. V. HARTMANN, Die deutsche Ästhetik seit Kant, und Philos. Monatshefte, 1886. – R. O. ANHUTH (Anhänger Th.s), Das wahnsinnige Bewußtsein u. die unbewußte Vorstellung, 1877. – J. V. BILLEWICZ, Philos. Monatshefte, 1886. – NOACK, Philos.-gesch. Lexikon, S. 888 f.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 758.
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