Geisel

[262] Geisel, ahd. gîsal, gîsil, mhd. der und das gîsel, Die ältesten Zeugnisse für die Geiselstellung bei den Germanen sind die mit gisil, gisal, verkürzt gis zusammengesetztenzahlreichen Eigennamen: Willigis, Madalgis, Fridugis; Gisulf, Gisalbald, Gisalbrand, Gisalmund, auch bloss Giso, weiblich Gisa, neben Gisilo, Gisila, Gisela, Gîsel, Gîsalhart, Gîsalmuot, Helidgîs, Wolfgîs, Berengîs, Ebergîs, Adalgîs, Gôdigîsil, Ansigîsil (zu ans = Ase). Man leitet das Wort von gêr = Speereisen, Speer ab, wonach Geisel der Speergefangene wäre, wenn nicht eine Zwischenbedeutung = Held anzunehmen ist. Es ist möglich, dass in frühesten Zeiten bloss hohe Gefangene, Fürsten als Geiseln angenommen wurden, während man die übrigen tötete; die hohen Geiseln dienten, wie Hagen und Walthari am Hofe Etzels, geradezu als Zierden der Höfe. Durch das ganze Mittelalter blieb die Geiselstellung eine Bekräftigung des Eides, namentlich wenn die Treue einmal verletzt, oder Verdacht des Abfalles vorhanden war. Sogar der König sah sich unter Umständen veranlasst, für sein gegebenes Wort Geiseln zu stellen; doch erklärte Heinrich IV. den Sachsen gegenüber, die von ihm Geiseln begehrten: Geiseln zu stellen liege weit ab von der königlichen Majestät.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 262.
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