Elisabeth Bona, B. (25)

[47] 25B. Elisabeth Bona, V. (14. Nov.) Diese sel. Elisabeth stammte von armen, aber rechtschaffenen Eltern ab, und ward geboren zu Reuthe bei Waldsee in Württemberg am 25. Nov. 1386. Durch ihre religiöse Gesinnung und ihren Ernst gab sie schon frühe zu erkennen, daß sie zu etwas Höherm berufen sei. Gegen ihre Eltern gehorsam, gegen die Geschwisterte nachgiebig, gegen alle Menschen freundlich und liebevoll, verdiente sie den Namen, welchen ihr der allgemeine Ruf zutheilte, nemlich »die gute Betha« (Elisabetha bona). Mit 14 Jahren begab sie sich unter die Leitung des Chorstiftsherrn Conrad Kügelin, der ihr ein treuer Freund blieb bis aus Ende ihres Lebens, und es ihr möglich machte, in den dritten Orden des hl. Franciscus zu treten, indem er sie zu einer älteren Jungfrau brachte, bei der sie nun leben, von ihr lernen und ihr gehorsamen sollte. Von nun an begannen die Prüfungen, mit denen der Herr die sel. Elisabeth heimsuchte und reinigte. Die erste war eine so bittere Noth und drückende Armuth, daß sie oft nichts hatte, ihren Hunger zu stillen oder ihre Blöße zu decken. Doch sie ertrug mit vollkommener Geduld dieses harte Leiden. Nachdem diese Prüfung drei Jahre gedauert hatte, leuchtete der guten Elisabeth wieder ein freundliches Sternlein, indem sie von ihrem geistlichen Freunde in das von ihm zu Reuthe gegründete Vereinshaus des dritten Ordens mit noch vier andern frommen Jungfrauen aufgenommen wurde. Bei Austheilung der Geschäfte fiel ihr der Küchendienst zu, dessen Beschwerden sie mit aller Aufopferung und Geduld ertrug. Von jetzt an übte sie sich ganz besonders in der Betrachtung und dem Gehorsame; aber immer mehr regte sich in ihr ein Ekel an allem Weltlichen, und die Sehnsucht nach Oben erstarkte immer mehr. Als sie 19 Jahre alt war, glaubte sie in sich den Ruf zu vernehmen, daß sie von nun an aller leiblichen Nahrung entsagen und nur mehr von dem Genusse der heil. Eacharistie leben sollte. Nach vielem Gebete und mit Erlaubniß ihres Beichtvaters machte sie endlich den Anfang und von nun an bis an ihren Tod verharrte sie in dieser Uebung. Daß es während dieser Zeit nicht an großen Versuchungen fehlte, daß selbst ihre Mitschwestern anfänglich dieses für unmöglich und die gute Betha für eine Heuchlerin hielten, läßt sich denken. Aber bald gelang es der Klugheit ihres Beichtvaters und der Oberin, alle Zweifel zu zerstreuen, und auch ein vom Bischofe Marquard von Randeck abgeordneter Commissarius fand die Sache entschieden wahr. Nach und nach verstummten die Reden der bösen Zungen. Elisabeth aber zeigte sich stets als vollkommene Ordensschwester durch die Festigkeit ihres Glaubens, die Beständigkeit ihrer Hoffnung, die Innigkeit ihrer Liebe, durch die Pünktlichkeit des Gehorsams, die Tiefe der Demuth und die Liebe zur heil. Armuth. Besondere Freude gewährte es ihr auch, stundenlang vor dem Tabernakel zu knieen und das heiligste Sacrament anzubeten, wobei sie vieler Gnaden gewürdigt wurde. An einem Festtage aber, als sie durch Krankheit gehindert wurde, in der Kirche das Abendmahl zu empfangen, erschien ihr Christus zur selben Zeit, als die Schwestern die Communion empfingen, und reichte ihr selbst die heil. Hostie, die, wie ihr Beichtvater bezeugt, von der Patena verschwunden war. Nach Verlauf von drei Jahren, seitdem Elisabeth keine andere Speise mehr genoß als die heil. Communion, stellten sich bei ihr Krankheiten unter allen jenen Formen ein, [47] wie wir selbe an so vielen Heiligen Gottes bewundern und auf natürliche Weise unerklärlich finden. Bald zeigten sich die Wundmale, die während der ganzen Fastenzeit und an den Freitagen bluteten. Oftmals machte die Hölle Angriffe auf ihr Leben; sie ward hin- und hergeworfen, zerzaust, an die Wand gestoßen etc. Löcher brachen auf an ihrem ganzen Leib, ein abscheulicher Hautausschlag mit unerträglichem Geruche bedeckte sie. Sie aber litt alles mit größter Geduld. Während all dieser schrecklichen Leiden hatte sie doch wieder himmlische Freuden, indem sie oft wunderbare Gesichte schaute, Christus sie öfters in Gestalt eines Knäbleins besuchte. Auch schaute sie die Leiden der Seelen im Fegfeuer und stand mit ihnen im Verkehr. Von Gott hatte sie auch die Gabe der Unterscheidung der Geister, sowie der Weissagung erhalten, wie sie auch die Erhebung des Cardinals Otto von Colona auf den päpstlichen Stuhl vorhersagte. Da sie 34 Jahre alt geworden, holte endlich der göttliche Bräutigam ihre Seele ab ins himmlische Reich. Sie starb an ihrem Geburtstage den 25. Nov. 1420. Bei ihrem Grabe in der Kirche zu Reuthe geschahen vielfache Wunder. Allgemein ward Elisabeth als Heilige verehrt und angerufen. Ueber ihrem Grabe wurde eine schöne Kirche erbaut. Endlich am 19. Juni 1766 unter Papst Clemens XIII. erschien die Bulle, durch welche die ununterbrochene Verehrung der Elisabetha Bona bestätigt und der Bischof von Constanz ermächtigt wurde, den Leib der Seligen zu erheben und der öffentlichen Verehrung der Gläubigen auszusetzen. Dieses geschah am 11. November. Am 30. Mai 1767 erfolgte die Weihe des Altars (Betha-Altars), in welchem der Leib der Seligen eingeschlossen ruhet. Ihr jährlicher Festtag aber wurde auf den 14. Nov. festgestellt. (Lech.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 47-48.
Lizenz:
Faksimiles:
47 | 48
Kategorien: