Bona Dea

[192] Bona Dea (lat., »gute Göttin«), vielverehrte italische Heil- und ländliche Segensgöttin, im Mythus Tochter des Faunus, der sie zur Gattin haben wollte und, da sie sich sträubte, als Schlange beschlich. Ihr Dienst wurde ausschließlich von Frauen versehen; Männer durften weder ihren Tempel betreten, der in Rom am Aventin lag, noch bei ihren Festen zugegen sein. Ihr eigentlicher Name war strengstes Geheimnis. In Rom wurde ihr Hauptfest, damium genannt, in der Nacht vom 3. zum 4. Dez. von den Matronen im Hause eines Konsuls oder des Prätors unter der Leitung von dessen Frau und den Vestalinnen gefeiert; das dabei dargebrachte Opfer einer Sau geschah für das Wohl des Volkes (pro populo). Das Festgemach wie die Teilnehmerinnen waren mit Blumen geschmückt; nur die Myrte fehlte, angeblich weil die Göttin von ihrem Vater mit Myrtenzweigen gezüchtigt worden war, als sie sich ihm versagte. Nach dem Opfer führten die Frauen einen von Saiten- und Flötenspiel begleiteten ausgelassenen Tanz auf. Später artete die Feier zu ausschweifenden Mysterien aus. Ihr Wesen als Heilgöttin zeigt sich darin, daß in ihrem Tempel Heilmittel verabreicht wurden. Dargestellt wurde sie als sitzende Frau, ein Zepter in der Rechten, ein Füllhorn in der Linken.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 192.
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