Gelasius II, B. (14)

[366] 14B. Gelasius II., PP. (29. Jan.) Die Bollandisten übergehen seine Lebensgeschichte und erwähnen nur seines im J. 1119 in Clugny erfolgten seligen Hinscheidens. Er führte das Steuerruder der Kirche vom Januar 1118 bis zum Januar 1119. Nach der im Conatus (ad Catalog. Pont. Maji V. 9 seqq.) mitgetheilten Lebensbeschreibung war er zu Gasta von vornehmen Eltern aus der adeligen Familie der Crescentianer geboren. Unter dem Abte Oderisius trat er als Mönch in Casino ein, wurde unter Urban II. und Paschalis II. päpstlicher Kanzler. Unmittelbar nach seiner Wahl, die er nach Piazza (I. 113) mit äußerstem Widerstreben annahm, wurde er durch Cencius Frangipane schrecklich mißhandelt. Er ergriff ihn beim Halse, würgte, schleifte, schlug ihn mit Fäusten, stieß ihn mit den Spornen und warf ihn ins Gefängniß. So ging es auch dem Klerus und den Cardinälen, die ihn gewählt hatten. Der Papst wurde durch einen Volksaufstand befreit und in den Palast geführt, als er neuerdings ins Gedränge kam. Vor den Waffen des Kaisers Heinrich V. mußte er sich in seine Geburtsstadt Gaëta flüchten. Hier erst konnte er sich consecriren lassen. Zu Rom wurde inzwischen ein Gegenpapst, Mauritius von Braga, welcher den Namen Gregorius annahm, gewählt und consecrirt. Gelasius II. erhob Tarragona zur Metropole (was sie schon vor Alters war) und unterstellte ihr das damals noch in den Händen der Ungläubigen befindliche Tortosa am 21. März 1118. (Mart. I. 487). Als Heinrich V. von Rom abgezogen war, kehrte er heimlich dahin zurück, erhob das Bisthum Pisa zur Metropole und flüchtete, da er neue Feindseligkeiten befürchten mußte, von da nach Corsica. König Ludwig VI. lud ihn durch den berühmten Abt Suger nach Frankreich ein, wo er Clugny zum Aufenthalt wählte. Er gedachte in Rheims eine große Synode zu veranstalten, um den langen Streit zwischen Papstthum und Königthum zum endlichen Austrag zu bringen. Aber er starb, ehe er dieses Vorhaben ausführen konnte, an den Mühen des Pontificats am 29. Jan. 1119. Das Mart. Rom. hat seinen Namen nicht aufgenommen. Andere geben ihm den Titel »selig«. Seine Abbildung (im Conatus chron. hist. Maji V.) zeigt uns »den ernsten, in Wort und That weisen Mann«; das zarte Angesicht trägt den Ausdruck der Sorge für die heil. Kirche, die er mit gefaltenen Händen und zum Himmel gewendeten Augen der göttlichen Gnade empfiehlt. Ein Mönch von Clugny, Petrus von Poitiers, [366] hat ihn durch ein sehr gelungenes Epitaphium, das die Bollandisten (l. c. f. 9) mittheilen, verherrlicht. Im Martyrologium der Mönche von Casino steht er (nach Piazza I. 111) als »Heiliger«. (Vgl. Jan. II. 916.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 366-367.
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