Germanus, S. (13)

[411] 13S. Germanus, Patriarcha, (12. Mai, al. 12 Jan.) Dieser hl. Germanus, Patriarch von Constantinopel, wurde geboren um das J. 638, als der Sohn des Patriciers Justinianus. Dieser wurde vom Kaiser Constantinus Pogonatus getödtet und sein Sohn Germanus zum Eunuchen gemacht (um das J. 669). Später widmete er sich dem geistlichen Stande und wurde Erzbischof von Cyzicum, der Metropole von Hellespont. Als solcher vertheidigte er die wahre Lehre von dem göttlichen und menschlichen Willen in Christus gegen die Monotheleten, die auch durch das sechste ökomenische Concil (im J. 680), welches ihre Irrthümer verworfen hatte, nicht ganz ausgerottet worden waren. Im J. 715 wurde er zum Patriarchen von Constantinopel erwählt, als welcher er sich durch die Bekämpfung der Bilderstürmer unsterbliche Verdienste erwarb. Mit Recht nennt ihn Baronius (ad annum 730) ein »Vorwerk der Kirche von Constantinopel, welcher nicht blos durch heilige Werke den ganzen Orient erleuchtete, sondern auch durch seine Schriften die katholische Kirche überhaupt mit Licht überstrahlte.« Besonders verlegte er sich auf das Predigtamt, wobei er gern schwierige Stellen der heil. Schrift sich zum Thema wählte. Auch dem Kirchengesang wendete er seine Aufmerksamkeit zu und suchte denselben zu verbessern. Bedenkt man, in welcher Zeit und unter wie großen Bedrängnissen er zu wirken berufen war, so erscheint der Heilige erst in seiner wahren Größe. Das ganze Patriarchat war durch die Ketzerei der Monotheleten gespalten und lag im heftigsten Glaubensstreite; der Kaiserthron war die Beute des nächsten besten Eroberers; Empörungen folgten auf Empörungen, und als unter Leo III. dem Isaurier die politische Ruhe zurückkehrte, erhob sich der schreckliche Bilderstreit, an dessen Spitze der Kaiser selbst gegen die Anhänger der wahren Lehre sich stellte und auch den hl. Germanus hart bedrängte. Umsonst wendete aber Leo der Isaurier alle Mühe, List und Gewalt an, um ihn zum Genossen und Schildträger seiner Frevel zu machen. Nachdem der Heilige bereits 15 Jahre mit Eifer und Liebe seiner Heerde vorgestanden war, mußte er sie verlassen. »Diese ehrwürdige Schwalbe, welche die Frühlingsruhe der Kirche durch ihre süßen Töne verherrlicht und die Feste des Herrn geschmückt hatte, floh aus ihrem Neste, und an ihre Stelle zog ein häßlicher und krächzender Rabe (der Eindringling Anastasius) ein.« In einer ergreifenden Peedigt, in welcher er unter Anderm sagte: »Wenn ich Jonas bin, so werfet [411] mich ins Meer,« nahm er von seiner Heerde Abschied und zog sich nach Platanium zurück. Einige behaupten, der Kaiser habe ihn sogar körperlich mißhandeln lassen. Außer mehreren Briefen, die er während der Zeit seiner Kämpfe und Leiden schrieb, und von welchen wir noch drei besitzen, hat er noch mehrere andere Werke geschrieben, die aber verloren gegangen sind; das beste unter denselben war die »Apologie des hl. Gregor von Nyssa gegen die Origenisten.« Weiterhin sind sechs Reden auf die Festtage Mariens und eine Abhandlung über die ersten sechs Synoden vorhanden, welche dem hl. Germanus zugeschrieben werden. Er starb in der Verbannung am 12. Mai 733. in einem Alter von beinahe 100 Jahren. Sein Grab wurde von Gott durch Wunder verherrlicht. Dasselbe befand sich in dem vom hl. Patriarchen Cyrus (s. S. Cyrus1) gegründeten Kloster zu Chora im Pontus, wo er wahrscheinlich die letzten Tage seines Lebens zugebracht hatte. Im Mart. Rom. wird seiner an diesem Tage mit großen Lobsprüchen gedacht. Sein heil. Leib wurde nach Constantinopel und von da zur Zeit der Kreuzzüge nach Aquitanien übertragen. (III. 155. 681.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 411-412.
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