Guilielmus, S. (8)

[554] 8S. Guilielmus, Erem. (16 April). Dieser hl. Utilhelm ist in Polizzi (Politium) auf der Insel Sicilien, einem Städtchen in der Intendanz Palermo, geboren. Von diesem seinem Geburtsorte heißt er Politiensis; sein Familienname ist Gnoffi. Nicht weit von seinem Geburtsorte für diese Erde liegt sein Geburtsort für den Himmel, wo er die letzten Jahre seines Lebens zugebracht und das Zeitliche gesegnet hat – das Städtchen Castelbuono. Er ist Schutzheiliger dieses Ortes. Seine Eltern waren arm und geringen Standes, aber gottesfürchtig. So wurde er auch erzogen. Früh schon hatte er sehr heftige Versuchungen von Seite des bösen Feindes zu bestehen, die er glücklich überwand. Dann aber bemühte er sich durch eine außerordentlich strenge Lebensweise in beständigen Abtödtungen den Gipfel der Vollkommenheit zu ersteigen. Er wurde Eremit in Tragudum, einem Ort, über dessen ehemalige Lage nichts Sicheres angegeben werden kann. Oefter wurde hier der Heilige durch Erscheinungen der sel. Jungfrau begnadigt. Einst sammelte er für die Brüder Almosen in Polizzi und wurde auf dem Heimwege von einem solchen Unwetter überfallen, daß alle Wege unwegsam wurden. Er betete in dieser Noth zur Mutter Gottes und befand sich, ehe er es merkte, an den Pforten seines Klosters. Einige Zeit nachher verließ er seinen bisherigen Aufenthalt und begab sich nach Gonatum, einem gleichfalls nicht weiter bekannten Orte. Eines Tages unterlag er einer schweren Versuchung. Ob in der That, oder nur in Gedanken, da er an der Möglichkeit, sich bei diesen fortgesetzten Versuchungen rein erhalten zu können, verzweifelte, ist aus den Lebensbeschreibungen der Bollandisten, die wir benützen, nicht deutlich zu entnehmen. Wenigstens ist die Erzählung dunkel. Jedenfalls hatte er es an der nöthigen Wachsamkeit fehlen lassen. Dafür büßte er aber so streng, daß er den Umgang der Menschen gänzlich floh, in Höhlen und alten Mauern wohnte, lange Zeit nichts Gekochtes mehr aß und mit Bußgürtel und Geißeln das störrige Fleisch unaufhörlich peinigte. So lebte er 11 Jahre zu Gonatum. Darauf ging er ins Gebirge, erbaute mehrere Kirchen und Einsiedeleien zu Ehren der hl. Mutter Gottes und verharrte in frommen Uebungen, bis zu seinem seligen Ende, das am 16. April 1317 oder nach Andern im J. 1328 erfolgte. Seine Reliquien leuchteten durch Wunder und ruhen in Castelbuono. S. S. Gnoffius. (II. 465–474.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 554.
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