Isidorus Pelusiota, S. (6)

[75] 6S. Isidorus Pelusiota, (4. Febr.). Dieser aus Alexandria gebürtige Heilige hat seinen Beinamen von der alten ägyptischen Stadt Pelusium, in deren Nähe er nach dem glaubwürdigen Zeugnissedes Nicephorus Kallistus Priester und Abt eines Klosters war. Er blühte im 5. Jahrh. um die Zeit Theodosius des Jüngern als kirchlicher Schriftsteller und starb in hohem Greisenalter, nach Feßler (II. 617) nicht lange nach 434, nach Anderen im J. 440 oder 449. Nach Nicephorus Kallistus war der hl. Johannes Chrysostomus sein Lehrer, welchen Isidor mit der größten Hochachtung behandelte, und dessen er sich auch gegen den ehrgeizigen und ränkesüchtigen Patriarchen Theophilus von Alexandria mit kräftiger Entschiedenheit annahm. Er lebte in seinem Kloster das Leben eines Engels und war hochverehrt von seinen Zeitgenossen um seiner Frömmigkeit und Wissenschaft willen. Der hl. Patriarch Cyrillus1 von Alexandria bewies eine kindliche Verehrung gegen ihn und nannte den Heiligen nur seinen Vater; denn der greise, ruhige Isidor stand dem Bischofe, der im Streit für Trinität und Incarnation in ungemessener Kampfeslust leicht zu weit hätte gehen können, als ruhiger und weiser Rathgeber zur Seite. Durch seinen Einfluß vornehmlich wurden die auf dem Concil zu Ephesus einander schroff gegenüberstehenden Parteien des Cyrillus und Johannes von Antiochia zur Abfassung eines Symbols vereinigt, in welchem die göttliche und menschliche Natur in Christo, als hypostatisch vereint, bestimmt hervorgehoben wurde. – Von Isidor besitzen wir eine bedeutende Anzahl von Briefen meist theologischen Inhalts an verschiedene Bischöfe etc. gerichtet, die von tiefer Gelehrsamkeit zeugen. Man rechnet deren nach Henschenius 2113, nach Andern 2012, Nicephorus hat ihm sogar 10,000 beigelegt. Dieselben sind zuerst fragmentarisch ans Licht getreten, bis im 17. Jahrhundert eine vollständige Sammlung veranstaltet wurde. Seine andern Werke sind verloren gegangen. Henschenius macht eines gegen die Heiden, eines gegen das Schicksal (fatum) namhaft. Diese Briefe, in lieblicher und blühender Sprache geschrieben, voll der herrlichsten Lehren, empfiehlt der berühmte Jesuit Possevin zum Unterrichte der Jugend in der griechischen Sprache. Nach Feßler (II. 625) sind sie meistens sehr kurz und haben das Eigene, daß sie mit einem besonders kraftvollen, zündenden, eindringlichen Satze, einer Sentenz u. dgl. schließen, was einen mächtigen Eindruck in dem Lesenden zurückläßt. Was ihren Inhalt betrifft, so hat Henschenius in der Abhandlung Einiges daraus hervorgehoben, als: die beständige Dauer und Unüberwindlichkeit der Kirche, das Lob der Jungfräulichkeit, den Vorzug des geistlichen ausübenden Lebens vor der bloßen Lehrwissenschaft, die Empfehlung der Demuth und des guten thatsächlichen Beispiels. Der hl. Isidorus räth den Priestern an, im täglichen Leben möglichst selten und mit aller Vorsicht mit dem andern Geschlechte zu verkehren und nur nach Maaßgabe der Nothwendigkeit. Er spricht sich mit großer Entschiedenheit für den Gebrauch der Bilder in den Kirchen aus, sagt, daß man die Reliquien der Martyrer ehren solle und lehrt die wesentliche Gegenwart Christi im hl. Sacramente. – Unsern Heiligen hat am 4. Febr. auch das Mart. Rom. und nennt ihn einen gelehrten und verdienstvollen Mann. Auf bildlichen Darstellungen sieht man ihn als Kirchenlehrer mit einem Buche in der Hand. (I. 468.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 75.
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