Isidōrus

[45] Isidōrus, 1) I., der Heilige, von Pelusium (Pelusiota), geb. um 370 in Alexandria, gest. um 440, war Archimandrit in einem Kloster bei Pelusium in Unterägypten. Wir besitzen von ihm etwa[45] 2000 zeitgeschichtlich bedeutsame Briefe, die im 78. Bande von Mignes Sammelwerk »Patrologie grecque« gesammelt sind. Vgl. Niemeyer, De Isidori Pelusiotae vita, scriptis et doctrina (Halle 1825); Glück, Isidori Pelusiotae summa doctrina moralis (Würzb. 1848); Bouvy, De S. Isidoro Pel. libri III (1885).

2) Bischof von Hispalis (Sevilla) seit 594, daher I. Hispalensis, gebürtig aus Cartagena, teilt mit Boethius und Cassiodorus das Verdienst, zur Zeit des gänzlichen Verfalles der Literatur und Wissenschaft die Kenntnis der alten Klassiker einigermaßen bewahrt und auf die Nachwelt verpflanzt zu haben, in welcher Hinsicht vornehmlich sein Werk »Originum s. etymologiarum libri XX« (hrsg. von Otto im »Corpus grammaticorum« von Lindemann, Leipz. 1833) von Bedeutung ist, eine Art von Enzyklopädie, die eine Menge der wichtigsten Notizen über das Altertum, zunächst das römische, enthält. Minder wichtig ist eine kleinere, aus ältern Grammatiken geschöpfte Schrift: »De differentiis s. proprietate verborum libri III«, und noch unbedeutender die »Liber glossarum« betitelte. Als theologischer Schriftsteller trat er auf in seinem liturgischen Werk »De officiis ecclesiasticis libri II«, den »Sententiarum s. de summo bono libri III« und dem »Liber de viris illustribus« (hrsg. von G. v. Działowski, s. unten), als Geschichtschreiber in seinem »Chronicon usque ad annum V Heraclii«, worin eine kurze Geschichte der Goten, Wandalen und Sueven (hrsg. von Rösler, Tübing. 1893; deutsch, Leipz. 1887) enthalten ist. Er starb 636; sein Tag ist der 4. April. Über die ihm fälschlich beigelegten Dekretalen s. Dekretalen und Pseudo-Isidorus. I.' Werke wurden am besten herausgegeben von Arevalo (Rom 1790–1803, 7 Bde.) und in Mignes »Patrologie latine«, Bd. 81–84 (Par. 1850); Ergänzungen in »Isidori Hispalensis liber quaestionum«, gesammelt von Heine (Leipz. 1848). Vgl. H. Hertzberg, Die Historien des I. von Sevilla (Götting. 1874); Działowski, I. und Ildefons als Literarhistoriker (Münst. 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 45-46.
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