Isidorus, S. (7)

[75] [75] 7S. Isidorus, Ep. Hispal. (4. Apr.).; Dieser hl. Bischof Isidor von Sevilla war einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit und wird wegen seiner Schriften auch als Kirchenlehrer (Doctor Ecclesiae) verehrt. Er wurde geboren zu Cartagena (Carthago nova) in Spanien und zwar nach Einigen um das Jahr 560, nach Andern um das Jahr 570. Nach der bei den Bolland ist im enthaltenen Lebensbeschreibung gehörte er einer der angesehensten gothischen Familien an, die sogar mit dem Könige Theodorich verwandt gewesen seyn soll. Sein Vater war Präfect von Cartagena und hieß Severian, seine Mutter, welche Theodora (auch Turtura) hieß, soll eine Tochter des Königs Theodorich gewesen seyn. Seine Geschwister waren die hhl. Bischöfe Leander und Fulgentius2, so wie die hl. Jungfrau Florentina2. Bucelin nennt auch noch eine Theodosia, die Gemahlin des Königs Leovigild, als seine Schwester. Schon frühzeitig zeigte er eine große Vorliebe für das Studium alter Schriftsteller, die er mit unermüdetem Eifer gelesen haben muß, da ihre Kenntniß aus seinen Schriften so ersichtlich ist. Hiezu diente ihm vorzüglich der Umstand, daß er der lateinischen, griechischen und hebräischen Sprache ganz mächtig war. Seine Erziehung verdankte er besonders seinen älteren Brüdern, namentlich dem hl. Bischofe Leander von Sevilla, der ihn auch mit seinem Freunde, dem hl. Papst Gregorius dem Großen, bekannt machte, und dem er dann um das J. 600 auf dem bischöflichen Stuhle nachfolgte. Schon als Jüngling hatte er die Arianische Irrlehre, welche durch die Gothen im J. 412 nach Spanien gekommen war, mit solcher Standhaftigkeit öffentlich bekämpft, daß er von den Irrlehrern beinahe getödtet worden wäre. Nachdem er dann wider seinen Willen, besonders auf Betreiben des Königs Reccaredus, unter dem Beifall des Klerus und des ganzen Volkes, sowie mit Zustimmung des hl. Papstes Gregorius des Großen, der ihm auch gleich das Pallium schickte, Bischof von Sevilla (Hispalis) geworden war, zeichnete er sich nicht blos durch alle Tugenden aus, sondern gab sich auch alle Mühe, für den katholischen Glauben durch Wort und Schriften zu kämpfen. Namentlich war er sehr eifrig für die Herstellung der Kirchenzucht in Spanien und muß als die Seele der Kirchen-Versammlungen, welche zu diesem Zwecke gehalten wurden, angesehen werden. Er sorgte für Heranbildung guter Priester, denen er Lehrer und Vater war. Unter seinen Schülern sind besonders ausgezeichnet der hl. Bischof Ildephonsus1 von Toledo, so wie der hl. Bischof Braulio von Saragossa, der auch sein Leben kurz beschrieb (Apr. I. 351). Im J. 619 präsidirte er dem Concilium von Sevilla und im J. 633 dem von Toledo, dem berühmtesten von allen, die in Spanien gehalten wurden. Als er die Nähe seines Todes fühlte, begab er sich mit zwei Bischöfen in die Kirche, versammelte das Volk, ermahnte es zur Liebe und Einigkeit, betete laut um Vergebung seiner Sünden, theilte all seine Habe unter die Armen aus und starb dann zu Hause am 4. April 636, nachdem er mehr als 35 Jahre Bischof gewesen war. Das im J. 653, also 17 Jahre40 nach seinem Tode gehaltene Concilium von Toledo nennt ihn, wie es auch im römischen Breviere steht, einen vortrefflichen Lehrer, die neueste Zierde der katholischen Kirche, den gelehrtesten Mann der letzten Jahrhunderte, dessen Name nur mit Ehrfurcht auszusprechen sei etc. Sowohl vor als nach seinem Tode sind viele Wunder auf seine Fürbitte gewirkt worden. Was seine zahlreichen Werke betrifft, von welchen bei Butler (IV. 368–372) 21 aufgeführt stehen, so sind sie nach W.W. (V. 845) größtentheils nur Auszüge aus andern Werken heidnischer und christlicher Schriftsteller und haben sohin als selbstständige Werke geringere Bedeutung, während sie in der Art oft großen Werth haben, als sie Auszüge und Stellen von alten Autoren enthalten, die verloren gegangen sind. Daß jene Sammlung von Kirchengesetzen, die unter seinem Namen veröffentlicht wurde, unterschoben ist, wird als erwiesen betrachtet. Seine Regula monachorum ist auch in diesem Werke schon genannt worden, da die spanischen Mönche nach W.W. (I. 789) nur diese, nicht die des hl. Benedict kannten und beobachten. – Des Heiligen Leichnam wurde im Dome von Sevilla neben seinen hhl. Geschwistern Leander und Florentina beigesetzt, im J. 1063 aber vom Könige Ferdinand I. von Castilien und Leon in die Kirche des hl. Johannes des Täufers (S. Juan) zu Leon übertragen, die von da, wie Stolberg-Brischar (XLVI. 327) besagt, den Namen San Isidro erhielt. [76] Am 4. April steht der hl. Bischof auch im Mart. Rom. und im römischen Breviere. Bildlich dargestellt wird er als Bischof mit einem Buch in der Hand etc. – Als eine literarische Notiz möge sich hier aus W.W. (VI. 595) noch die Nachricht anschließen, daß bei Gelegenheit seiner Canonisation im J. 1598 der berühmte spanische Dichter Lopez de Vega Lobgesänge und Schauspiele, unsern Heiligen betreffend, verfaßte. (I. 327–364.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 75-77.
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