Marcellinus, S. (7)

[85] 7S. Marcellinus (Marcellus), Ep. Conf. (20. April al 5. Mai). Der hl. Marcellinus wird als der eigentliche Stifter der Kirche von Embrun an der Durance (Ebredunum ad Druentiam) verehrt. Wenn auch die Sage, daß der hl. Nazarius, vom [85] hl. Apostel Petrus gesendet, hier gepredigt habe, vielleicht nicht ganz ungegründet ist, so hat seine Wirksamkeit wenigstens die feste Gründung einer Kirche nicht zur Folge gehabt. Dieß blieb durch die göttliche Vorsehung dem hl. Marcellinus, der bei Usuardus Marcellus und bei Migne der erste Bischof von Embrun genannt wird, vorbehalten. Nach der Ueberlieferung, die Mombritius festgestellt hat, kam er mit den hhl. Vincentius und Domninus aus Africa. Sie stiegen zu Nizza ans Land und suchten in den Gebirgen der spätern Dauphiné für die Verbreitung des Evangeliums zu wirken. Der hl. Marcellinus feierte in einem kleinen Oratorium, das er auf einem Felsen bei der Stadt Embrun errichtete, die heiligen Geheimnisse und sah durch die Gnade des Herrn von Tag zu Tag die Zahl der Gläubigen sich vergrößern. Da gaben ihm ums J. 363 der hl. Eusebius von Vercelli und Aemilianus (Camilianus) von Valence die bischöfliche Weihe. Seine Genossen blieben in der von ihnen gegründeten Kirche von Digne. Bemerkenswerth ist die Sage, nach welcher er einem durch zu schwere Last beinahe erlegenen Thier dieselbe abnahm, um sie selbst eine Strecke Wegs zu tragen, wobei er der Worte der Schrift gedachte: »Wie ein Lastthier bin ich geworden in deinem Angesichte und ich bin allezeit mit dir.« Den letzten Heiden der Stadt soll er dadurch bekehrt haben, daß er einen zerbrochenen Kelch durch die Anrufung des Namens Jesu wiederherstellte. So war allmählich das Oratorium zu klein geworden, was den Heiligen veranlaßte, eine größere Kirche sammt Baptisterium zu bauen. Von letzterm erzählte schon der hl. Gregor von Tours (gl. conf. 69), daß sein Wasser allemal um Ostern und Weihnachten wunderbarer Weise bis zum Ueberfließen anwuchs. Eine andere Kirche gründete er am 16. Meilensteine von der Stadt. Trockenen Fußes ging er einst mit der Schaar seiner Gläubigen über den hoch angeschwollenen Fluß. Das Jahr seines Todes ist nicht bekannt. Die Boll. nennen ganz allgemein das vierte Jahrh.; die Gall. chr. (III. 1055), Butler und Migne meinen, er sei um das J. 374 gestorben. Die Gläubigen haben ihm stets ein dankbares Andenken bewahrt. Auch im Mart. Rom. ist sein Name am heutigen Tage aufgenommen: »Zu Embrun (Ebredunum) in Gallien das Andenken des hl. Marcellinus, ersten Bischofs dieser Stadt, welcher auf Gottes Anordnung (Dei monitu) mit den hhl. Vincentius und Domninus aus Africa kam, und den größten Theil der Meeralpen durch Wort und Wunderzeichen, womit er heute noch erglänzt, zum Glauben an Christus bekehrt hat.« An seinem Grabe wurde eine brennende Lampe unterhalten, von welcher die Sage ging, daß sie durch ein Wunder nie erlosche. Das Oel derselben äußerte in vielen Krankheiten heilende Kraft. Erst die Hugenotten zerstörten die seiner Verehrung geweihte Kirche. Daß die Stadt St. Marcellien an der Isere von ihm den Namen habe, möchten wir bezweifeln, da sich seine Wirksamkeit nicht bis in diese Gegenden erstreckt hat. Sein Haupt befindet sich in Digne (Dinia). Indessen machte (Gall. chr. l. c.) sowohl auf den hl. Leib als sein Haupt auch die vormalige Abtei Chanteuge (Cantogilum) Anspruch. Dort wurde die Translation am 5. Mai begangen. (II. 750–755).


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Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 85-86.
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